"Richtig mit der Euphorie umgehen"

Tipps für die Zukunft

Stürmen Anleger blindlings in die Aktienmärkte, aus Angst, etwas zu verpassen? Spielen fundamentale Bewertungskennzahlen keine Rolle mehr und fallen Anleger mehrheitlich durch eine hoffnungslos überzogene Erwartungshaltung auf? Das ist aktuell sicherlich - noch - nicht der Fall. Eher genügen ein paar schlechte Börsentage, um vielfältige Sorgen wieder in den Vordergrund zu rücken, wie zuletzt die kritisch betrachtete Aussicht auf steigende Zinsen und eine weitaus höhere Inflation.

Die gefährliche Euphorie ist also noch nicht in Reichweite, aber trotz aller Sorgen verharrt die Marktstimmung dennoch auf einem recht optimistischen Niveau. Somit ist es eine gute Gelegenheit, sich die Ausprägungen einer breiten Euphorie bereits heute vor Augen zu führen und einen Schlachtplan für den korrekten Umgang mit dieser Marktphase zurechtzulegen.

Euphorie ziert das Ende

Ein berühmtes Zitat von Sir John Templeton schließt mit dem Ausspruch: „Bullenmärkte sterben in Euphorie“. Sobald der Punkt erreicht ist, an dem die Realität schlicht und ergreifend nicht mehr mit den utopischen Erwartungen der Anleger mithalten kann, ist der Zykluswechsel vorprogrammiert. In der Wirtschaft ist ein flächendeckendes Prinzip der Übertreibung zu beobachten, bis zum bitteren Ende gestützt von Unternehmen und Investoren, die sich in der Rückschau viel zu weit aus dem Fenster gelehnt haben. Eine klassische Rezession erfüllt in der Folge die Funktion, diese Übertreibungen wieder abzubauen. Unternehmen stellen sich nach dieser Bereinigung wieder effizienter auf und der neue Zyklus beginnt. Für Anleger folgt nach der Euphorie der schmerzhafte Absturz in eine pessimistische Stimmung. Dieser Vorgang benötigt Zeit.

Langsamer Aufbau

Den Faktor Zeit gilt es auch zu beachten, wenn die Euphorie am Aktienmarkt Einzug hält. Anleger verfallen nicht von heute auf morgen in absolute Partylaune, Euphorie baut sich in der Regel langsam auf. Anleger treiben den Preis für zukünftige Gewinne sukzessive nach oben, sobald der gesteigerte Optimismus in einer Übertreibung mündet. In dieser Phase steigen die Aktienmärkte dynamisch! Deshalb ist es aus strategischer Sicht ein wichtiger Hinweis, nicht schon beim ersten Anzeichen einer breit angelegten Euphorie den Aktienmarkt direkt zu verlassen. Unterteilt man den typischen Bullenmarkt in zeitliche Segmente, beispielsweise in Sechstel, so besitzen das erste und das letzte Sechstel die größte Aufwärtsdynamik. Zu Beginn eines Bullenmarkts fällt die initiale Erholungsbewegung V-förmig aus und sorgt dabei für hohe Renditen, in der finalen Phase treibt die Euphorie die Aktienmärkte auf nicht für möglich gehaltene neue Höhen. Sprich: Wer beim ersten Anzeichen einer Euphorie den Aktienmarkt verlässt, klammert tendenziell eine extrem wichtige Aufwärtsphase im Bullenmarktzyklus aus. Somit ist es essenziell für Anleger, die aktienmarktähnliche Renditen erreichen wollen, dass sie in der finalen Bullenmarktphase nicht an der Seitenlinie stehen.

Fazit

Der Aktienmarkt zeigt typische spätzyklische Eigenschaften, obwohl dieser Bullenmarkt rein rechnerisch noch kein Jahr alt ist. Es ist weiterhin angebracht, den COVID-Absturz nicht als Zyklus-Wechsel zu interpretieren, sondern als kurze und heftige Unterbrechung eines übergeordneten Zyklus seit dem März 2009. Es ist also absolut gerechtfertigt, dass viele Anleger eine optimistische Stimmungslage zeigen. Und es ist der perfekte Zeitpunkt, sich selbst einige Verhaltensregeln aufzuerlegen, die in der wohl kommenden Euphorie einen großen Mehrwert bieten können.

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