"Neue Lockdowns im Fokus"

China unter Druck

Mittlerweile liegen die kompletten chinesischen Wirtschaftsdaten für den Monat April vor und zeichnen ein umfassend schlechtes Bild. Wie erwartetet, denn Shanghai und andere wichtige Wirtschaftszentren stehen weiterhin unter strengen Covid-Beschränkungen. Die Daten zeigen erneut rückläufige Einzelhandelsumsätze, starke Rückgänge bei der Industrieproduktion und Dienstleistungen sowie verlangsamte Anlageinvestitionen. Als einziger Lichtblick ist die Stärke der Dienstleistungen im Bereich der Informationstechnologie zu nennen, doch Anleger sollten der aktuellen Schwäche einfach ins Auge sehen. Denn für die Aktienmärkte ist es nicht relevant, was gerade passiert ist, sondern was in den nächsten drei bis 30 Monaten passieren wird. Hierbei sehen wir gute Chancen, dass das Wachstum in relativ kurzer Zeit wiedereinsetzen kann und die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit abnimmt.

Eine Analyse fällt schwer

Seit fast zwei Monaten versuchen die Analysten, den wirtschaftlichen Schaden zu bewerten, der durch die Lockdowns in diesem Frühjahr entstanden ist. Dies ist aufgrund der eingeschränkten Transparenz ein schwieriges Unterfangen – selbst in den Gebieten, in denen die Schließungen weithin bekannt sind, sind die Auswirkungen nicht ganz klar. Auf der einen Seite wurde von den chinesischen Unternehmen positiv hervorgehoben, dass mit Hilfe der Fabrik- und Büroblasen die Produktion aufrechterhalten wird. Auf der anderen Seite wurde aber bald klar, dass dieser Prozess trotzdem anfällig ist – wenn beispielsweise LKWs die benötigten Komponenten nicht mehr anliefern können. Die Konsenserwartungen an die Wirtschaftsdaten waren nicht gerade hoch, dennoch fielen die Ergebnisse noch viel schlechter aus. Insbesondere überraschten die Einzelhandelsumsätze mit -11,1 Prozent im Jahresvergleich äußerst negativ.

Die Unsicherheit schwindet

An den negativen Zahlen gibt es also nichts zu rütteln. Allerdings untermauern die Daten eben nur stückweise, was die Welt intuitiv schon längst wusste. Aktienmärkte blicken in die Zukunft und so kann jede Information – selbst wenn sie negativer Art ist – zu einer schwindenden Unsicherheit beitragen. Das mittlerweile vollständige Bild im April hilft auch, die heutige Situation mit den Lockdowns im Jahr 2020 zu vergleichen.

Dieses Mal sind die Einzelhandelsumsätze weniger stark zurückgegangen, was unserer Meinung nach für die Anpassungsfähigkeit der Menschen und die etwas geringere geografische Reichweite der Beschränkungen spricht. Der Rückgang der Industrieproduktion ist jetzt prozentual stärker, aber das Produktionsniveau blieb mehr als doppelt so hoch wie das durchschnittliche Niveau im Januar und Februar 2020, als die erste landesweite Sperrung in China stattfand. Nicht zu vergessen ist hierbei, dass die kräftige Kontraktion im Jahr 2020 von einer extrem dynamischen Erholungsbewegung gefolgt wurde. Von offiziellen Stellen in China ist zu hören, dass die Wiedereröffnung am 1. Juni beginnen wird. Dieses Datum ist sicherlich mit Vorsicht zu genießen, doch die Unsicherheit wird schwinden – früher oder später.

Fazit

Es würde uns nicht überraschen, wenn die Kommunistische Partei Chinas noch in diesem Sommer grünes Licht für weitere Stimulus-Maßnahmen geben würde. Auch wenn geldpolitische Anreize den Konsum nicht ankurbeln können, wird die schwindende Unsicherheit in China zu einer Erholungsbewegung sowohl in der Wirtschaft als auch an den Aktienmärkten sorgen. Die globalen Aktien werden wie üblich die Erholung einpreisen, bevor sie sich in den Daten zeigt.

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