"Neue Sorgen sind immer gut"

Befürchtungen um die Zinsentwicklung

„Ziemlich hoch“ – so wurden die Aktienmärkte unlängst von FED-Chefin Janet Yellen bezeichnet. Diese Aussage trifft den Nerv zahlreicher Anleger, denn insbesondere die aktuelle Zinsentwicklung wird mit großer Sorge verfolgt. Die erste Zinserhöhung seitens der FED steht an, auch Europa wurde durch den kurzen und prägnanten Zinsanstieg in den letzten Wochen aufgeschreckt. Bringt die Geldpolitik der Zentralbanken den laufenden Bullenmarkt in Gefahr?

Der Zusammenhang zwischen der Geldpolitik der Zentralbanken - der FED im Besonderen - und dem bisherigen Verlauf des Bullenmarkts muss zur Beantwortung analysiert werden. Einige halten die anstehende Zinserhöhung der FED dabei für überfällig, andere sind davon überzeugt, dass die US-Wirtschaft eine fortgeführte „Unterstützung“ dringend benötigt. Die EZB ist noch längst nicht so weit, wird diesen Zyklus allerdings irgendwann ebenso durchlaufen. Wichtig: Der Einfluss der Zentralbanken sollte nicht überschätzt werden – was sowohl den bisherigen als auch den zukünftigen „Beitrag“ am wirtschaftlichen Aufschwung angeht. Dieser Bullenmarkt ist viel typischer als viele denken!

Fakten, die für den Bullenmarkt sprechen

Verdanken die Aktienmärkte ihren Aufschwung der Liquiditätsschwemme der Zentralbanken? Nein. Das QE-Programm der FED hat seinen ursprünglichen Zweck verfehlt und war letztendlich eher eine Hilfestellung für die Banken als eine wirksame Konjunkturspritze. Banken haben das „billige“ Geld zwar dankend verwendet, aufgrund der abgeflachten Zinsstrukturkurve ist die Kreditvergabe allerdings auf einem sehr mäßigen Niveau geblieben. Glücklicherweise hat sich die weltweite Konjunktur als robust genug erwiesen, um „trotz“ dieser fehlgeschlagenen Stimulationsversuche das Wirtschaftswachstum aufrecht zu erhalten.

Aber der Aktienmarkt wurde doch irgendwie von diesem billigen Geld „geflutet“? Nein! Sicherlich haben die Zentralbanken die relative Attraktivität der Aktienmärkte durch das Niedrigzinsniveau erhöht, aber die absoluten Zahlen sprechen keineswegs für einen fluchtartigen Anlageklassenwechsel. Seit März 2009 sind in Aktienfonds sogar Mittelabflüsse in Höhe von 82,5 Milliarden Dollar zu verzeichnen, Anleihefonds weisen dagegen Mittelzuflüsse in Höhe von einer Billion Dollar auf. Sieht so eine groß angelegte Fluchtbewegung von Anleihen in Aktien aus?

Von einer „Blasenbildung“ kann man letztendlich auch nur sprechen, wenn die Bewertungsrelationen auf eine extreme Übertreibung hindeuten. Die KGVs der Unternehmen befinden sich zwar auf einem leicht überdurchschnittlichen Niveau, deuten jedoch lediglich auf das gesunde Wachstum der Unternehmen hin und belegen den aufkommenden Optimismus. Irrationale Bewertungen wie im Jahr 2000 sind weit entfernt.

Zukunft besser als erwartet

Viele Anleger haben Bedenken, dass der laufende Bullenmarkt die wirtschaftliche Realität nicht abbildet. Dabei verhält sich dieser Bullenmarkt im Grunde völlig typisch und zukunftsorientiert - wie fast immer! Der Start wurde im März 2009 eingeläutet, drei Monate vor dem tatsächlichen Ende der Rezession. Märkte blicken stets in die Zukunft. Die zahlreichen Ängste, die den Bullenmarkt begleiten, verschleiern eher die Realität, die positiver ist als viele sie wahrnehmen. Das ist der wahre Treibsatz für steigende Kurse, nicht die Geldpolitik der Zentralbanken!

Fazit

Wir sehen einen typischen, reifer werdenden Bullenmarkt. Zu dieser Normalität gehört auch, dass die Zentralbanken ihre Geldpolitik an die wirtschaftliche Situation angleichen und die Zinsen irgendwann wieder erhöhen. Der Bullenmarkt kann und wird sich über diese Entscheidungen hinwegsetzen.

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