"Inflation – ein hartnäckiges Thema"

Märkte bleiben volatil

Die US-Inflationsdaten sorgen weiterhin für Anspannung bei Marktteilnehmern weltweit. Im September ging die Gesamtinflationsrate von 8,3 Prozent im Jahresvergleich nur leicht auf 8,2 Prozent zurück, die Kerninflationsrate erreichte mit 6,6 Prozent sogar einen neuen Höchststand. Diese Zahlen sorgten in der vergangenen Woche für kurzzeitige Turbulenzen, die sich allerdings bereits im Laufe eines Tages wieder legten. Das Stimmungsbild wird jedoch weiterhin von steigenden Erwartungen bezüglich straffer Zinserhöhungen seitens der Fed geprägt. Eine wachsende Mehrheit sieht die Federal Funds Rate bis Ende 2023 bei über fünf Prozent. Wo ist das Licht am Ende des Tunnels?

Zunächst sollten sich Anleger nicht von der kurzfristigen Volatilität beeindrucken lassen. Diese Bewegungen zu interpretieren ist immer ein relativ hoffnungsloses Unterfangen, für Aktien wie Anleihen gleichermaßen. Dabei wird die Anlegerstimmung bezüglich der Zinssituation auch nicht nur von den Fed-Prognosen beeinflusst, die wiederum selbst ziemlich volatil sein können. In der letzten Woche sorgte beispielsweise der kräftige Kursrückgang britischer Staatsanleihen für Unruhe, als die britische Regierung ihren Plan enthüllte, Steuersenkungen mit der Aufnahme hoher Kredite zu finanzieren. Flüchtige Stimmungsschwankungen gehören auch an den Anleihemärkten dazu – und leider sind diese Schwankungen unvorhersehbar. Wir können jedoch einige Grunderwartungen für eine längere Zeitspanne formulieren, die entnervten Anlegern Mut machen dürften.

Die Realität ist besser

In den USA ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Anleger ihre Erwartungen an die künftigen langfristigen Zinsen als überzogen anerkennen. Betrachtet man die Zinsen der US-Staatsanleihen im Vergleich zu inflationsgeschützten Anleihen, dann liefert diese Differenz Aufschluss darüber, wie Anleger die durchschnittliche jährliche Inflation einschätzen. Auf zehn Jahre betrachtet liegt diese Zinsdifferenz bei 2,29 Prozent, Tendenz fallend.

Inflation wird trotzdem auf absehbare Zeit das heiße Thema bleiben, weshalb an dieser Stelle weiterhin Geduld gefragt ist. Die Preisspitzen bei zahlreichen Rohstoffen sind überwunden, allerdings dauert es eine gewisse Zeit, bis diese Entwicklung die Produktionsprozesse durchdringt und erst im letzten Schritt eine Stabilisierung der Konsumgüterpreise erfolgt. Auch die Beseitigung von Engpässen in der Lieferkette und niedrigere Transportkosten dürften sich als hilfreich erweisen. Je mehr sich die Inflation verlangsamt, desto mehr dürften auch die Erwartungen der Anleger in Bezug auf die langfristigen Zinssätze sinken und desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Fed „Alleingänge“ mit unvorhersehbaren Konsequenzen startet.

Fazit

Die Wirtschaftsdaten dürften schrittweise mehr Klarheit schaffen, wie die USA die Fed-Aktivitäten „bewältigt“ und wie es Europa inmitten seiner Energieprobleme ergeht. Wichtig ist hierbei: Selbst wenn die Zahlen nicht großartig sind, sind die Aktienrückgänge seit Jahresbeginn damit vereinbar, dass die Märkte eine flache Rezession einpreisen. Eine Bestätigung dieser Tatsache würde wahrscheinlich zahlreiche Fragestellungen endlich beenden und den Anlegern helfen, sich mehr auf die Zukunft und eine mögliche Erholung zu konzentrieren. Und wenn die Gewinnmargen der börsennotierten Unternehmen heute trotz aller Herausforderungen weiterhin gut sind, spricht das für die Fähigkeit der Unternehmen, Rückschläge zu verkraften und kritische Phasen zu meistern. Wer Aktien besitzt, beteiligt sich an dieser Widerstandsfähigkeit.

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