"Gewinnschwäche bremst die Aktienmärkte nicht"

Quartalszahlen überraschen positiv

Nur wenige Wochen ist es her, dass die meisten Analysten einen erheblichen Rückgang der Gewinne und Umsätze bei den Unternehmen des marktbreiten S&P 500 erwarteten. Sie vermuteten, dass dies einen ersten Realitäts-Check im jungen Bullenmarkt darstellen würde. Mittlerweile haben fast alle Unternehmen ihre Bilanzen vorgelegt und verschiedene Beobachtungen sind aus unserer Sicht erwähnenswert. Zum einen sind die Gewinne zwar moderat zurückgegangen, verantwortlich hierfür sind jedoch nur ganz wenige Sektoren, die besonders hohe Vergleichswerte vor einem Jahr aufwiesen. Zum anderen stiegen die Umsätze entgegen aller Erwartungen in Summe an. Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen nun also auf die zukünftige Entwicklung der Märkte?

Ein Faktencheck hilft

Mit 460 Unternehmen im S&P 500, die bislang ihre Zahlen präsentierten, sanken die durchschnittlichen Gewinne im Jahresvergleich um fünf Prozent, während die Umsätze um 0,7 Prozent zulegen konnten. Beide Kennzahlen lagen deutlich über den Analystenerwartungen eines Rückgangs in Höhe von sieben Prozent bei den Gewinnen und 0,4 Prozent bei den Umsätzen. 80 Prozent der Unternehmen konnten die Erwartungen schlagen, was auch im historischen Vergleich positiv überrascht. Viele pessimistische Anleger werden somit auf dem falschen Fuß erwischt, hatten sie sich doch auf schwierige Zeiten eingestellt.

Trends bestätigen sich

Und so bestätigt sich ein typisches Merkmal dieses längerfristigen Zyklus. Während die Gewinne seit drei Quartalen leicht seitwärts und abwärts laufen, steigen die Umsätze weiter an. Eine ähnliche Entwicklung war bereits in den Jahren 2015 und 2016 sichtbar, ausgelöst durch wegbrechende Gewinne im Energiesektor, als der Ölpreis im Zuge von Wachstumsängsten bezüglich der chinesischen Wirtschaft unter 40 US-Dollar je Barrel fiel. Auch heute gehört der Energiesektor zu den Verursachern der Entwicklungen. Doch ähnlich wie 2016 sagen kurzfristige Gewinnschwächen, ausgelöst durch einzelne Sektoren, keine fallenden Märkte voraus.

Stabile Umsätze

Die Realität schlägt die Erwartungshaltung, was für Aktienmärkte die Grundlage steigender Kurse darstellt. Stabile Umsätze bestätigen zusätzlich eine positive Sichtweise. Denn geht die wirtschaftliche Aktivität nicht nur in einzelnen Sektoren, sondern im breiten Markt zurück, so sieht man dies zügig in schwächelnden Umsätzen. Hiervon ist jedoch nicht viel zu sehen. Viel mehr sind es die Energie- und Rohstoffunternehmen, die vor einem Jahr – dem Vergleichswert – im Besonderen von Konsumverschiebungen von Dienstleistungen zu Gütern, schwächelnden Lieferketten, dem Krieg in der Ukraine und explodierenden Preisen profitieren konnten. Überraschend ist das nicht. Energie- und Rohstoffpreise sind zu normalen Niveaus zurückgekehrt. In der Folge sinken Umsätze und vor allem Gewinne. Gefährlich für die breiten Märkte ist das nicht.

Fazit

Jetzt, nach fast der Hälfte des 3. Quartals, ist dies alles eher rückwärtsgewandt für Aktien, die die Gewinne der nächsten drei bis 30 Monate einpreisen. In dieser Hinsicht rechnen die Analysten mit einer Erholung und einer Beschleunigung des Gewinnwachstums in der zweiten Jahreshälfte und bis ins nächste Jahr hinein. Unseres Erachtens spiegelt der derzeitige Bullenmarkt eine Verbesserung der Aussichten wider. Unserer Ansicht nach hat der Bärenmarkt des letzten Jahres die aktuelle Reihe negativer Gewinnquartale bereits eingepreist. Seit letztem Herbst blicken die Aktien jedoch wieder besseren Zeiten entgegen.

 

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