"Das Jahr der Erleichterung"
Gemischte Daten sind gut genug
Positive Signale aus der Eurozone! Der zusammengesetzte Flash-Einkaufsmanagerindex, der die Produktion des verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors zusammenfasst, stieg auf einen Wert von 50,2 an – also knapp über die Schwelle zur Expansion. Das verarbeitende Gewerbe blieb mit 48,8 im kontraktiven Bereich, wohingegen der Dienstleistungssektor mit 50,7 auf Wachstum umschwenkte. Der zusammengesetzte Flash-Index für Deutschland verbesserte sich dabei auf einen Wert von 49,7.
Die Ergebnisse bleiben also weiterhin gemischt und sind beileibe nicht atemberaubend gut, allerdings ist das für die Marktstimmung trotzdem ein gutes Zeichen. Denn letzten Herbst rechneten die meisten Experten mit einer tiefen Rezession in der Eurozone, wobei Deutschland die Hauptlast zu tragen hätte. Es herrschte die Angst vor erschöpften Erdgasreserven, die Rationierungen und Stromausfälle erzwingen könnten. Die Energiesituation hat sich allerdings viel besser entwickelt als erwartet – und für die Aktienmärkte zählt letztendlich, dass sich die Realität besser darstellt als befürchtet.
„Durchwursteln“ muss reichen
Die Wirtschaft der Eurozone ist keineswegs in hervorragender Verfassung. Die Produktion mag sich zwar verbessert haben, aber die Auftragseingänge sind nach wie vor rückläufig – das ist kein gutes Zeichen, wenn man bedenkt, dass die Aufträge von heute die Produktion von morgen sind. Positiv ist jedoch, dass der Kostendruck nachlässt und die Nachfrage so robust ist, dass die Unternehmen einen größeren Teil der im letzten Jahr gestiegenen Kosten auf die Kunden abwälzen konnten. Unserer Ansicht nach ist dies ermutigend, da es bedeutet, dass der Inflationsschub sich seinen Weg durch das System bahnt und in absehbarer Zeit verdaut sein sollte.
Großbritannien und die USA mehr unter Druck
Leider war das Wachstum nicht überall gleich. Die zusammengefassten Einkaufsmanagerindizes in den USA und in Großbritannien blieben im kontraktiven Bereich hängen, wobei die Werte sowohl für das verarbeitende Gewerbe als auch für den Dienstleistungssektor in beiden Ländern unter 50 lagen. In den USA war die Schrumpfung zumindest weniger stark ausgeprägt: Der zusammengefasste Einkaufsmanagerindex stieg von 45,0 im Dezember auf 46,6, während er in Großbritannien aufgrund der Verschlechterung im Dienstleistungssektor auf ein 24-Monats-Tief von 47,8 sank.
In beiden Ländern berichteten die Unternehmen über den gleichen anhaltenden Gegenwind: die Inflation und das allgemeine Zögern der Marktteilnehmer, ihre Produktion zu steigern. Das ist nicht gut, aber es deutet darauf hin, dass die Menschen inzwischen zunehmend über die gleichen aufgewärmten Ängste nachdenken. Neue Sorgen drängen nicht ins Rampenlicht und bringen die Dinge nicht ins Wanken.
Fazit
Je mehr die „alten“ Befürchtungen auf die Einkaufsmanagerindizes und andere Daten treffen, desto flächendeckender wird die „Bestätigung für vorhandene Ängste“ voranschreiten. Auf eine seltsame Art und Weise könnte das den Menschen helfen, diese Ängste zu verdauen und den Blick nach vorne zu richten – gestärkt durch die schwindende Unsicherheit. Aktienmärkte brauchen nicht mehr, wenn die Erwartungshaltung derart niedrig ist, um sich positiv zu entwickeln! Auch Kontraktionen in verschiedenen Einkaufsmanagerindizes tragen dazu bei, einer Rezession die Überraschungskraft zu nehmen, sollten es tatsächlich zu einer solchen kommen. Im Gegenzug braucht es gar keinen wirtschaftlichen Kraftakt, um eine positive Überraschung zu erzielen – gut für die Aktienmärkte.