"Blindes Vertrauen ist gefährlich"

Wann kommt die Korrektur?

Zahlreichen Anlegern ist die Aufwärtsbewegung des laufenden Jahres noch immer nicht geheuer. Mit jedem weiteren Kurszuwachs steigt auch die Angst vor einer „Überbewertung“ der Aktienmärkte. Neben der unsinnigen Forderung nach einer Korrektur, die auf dem Argument beruht, dass die Aktienmärkte zu schnell, zu weit, zu hoch gelaufen sind, gibt ein weiterer Faktor Anlass zur Sorge: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen verstärkt Aktien ihres eigenen Unternehmens.

Sehen die Manager dieser Unternehmen tatsächlich eine drohende Korrektur voraus? Sollte sich der Privatanleger bei seinen Investitionsentscheidungen von diesen sogenannten „Insider-Trades“ leiten lassen? Schließlich hat man als Manager in leitender Funktion einen weit besseren Einblick in das Unternehmen als ein gewöhnlicher Privatanleger. Schauen wir uns das einmal genauer an.

Ursachenforschung

Es gibt zahlreiche Gründe, warum man als Privatanleger nicht den Entscheidungen der Topmanager hinterherlaufen sollte. Letztendlich vertraut man darauf, dass die Insider-Trades ein zuverlässiger Indikator für den zukünftigen Unternehmenserfolg und die Performance der Aktie ist. Dabei haben diese Trades oftmals gar nichts mit den Erwartungen der Topmanager an diesen zukünftigen Erfolg zu tun. Verkäufe können aus vielfältigen Gründen erfolgen: Topmanager halten oft enorme Aktienbestände des eigenen Unternehmens - Aktienoptionen als Teil ihres Vergütungspakets. Bei Ablauf der Sperrfristen dient ein Aktienverkauf oftmals lediglich der Diversifikation des eigenen Portfolios. Viele Topmanager wollen damit das unternehmensspezifische Risiko begrenzen – auch wenn sie nach wie vor vom zukünftigen Unternehmenserfolg überzeugt sind. Ein rationales Verhalten, mehr nicht.

Auch hinter Käufen stecken unterschiedlichste Intentionen: Aus psychologischen Gründen – um das Anlegervertrauen zu stützen – oder aus rein persönlichen Gründen – um die Unternehmensbindung zu festigen. Private Investoren sehen zwar die Bewegungen, sollten aber stets die eigentlichen Beweggründe hinterfragen.

Auch Insider machen Fehler

Selbst wenn die Insider-Trades der Topmanager tatsächlich die Erwartungen an den zukünftigen Unternehmenserfolg abbilden – eine Garantie für eine erfolgreiche Strategie ist dies noch lange nicht. Die öffentlich zugänglichen Informationen werden immer umfangreicher, der „Wissensvorsprung“ eines Insiders ist somit zunehmend begrenzt. Zudem kommt es nicht darauf an, zusätzliches Wissen zu haben. Gut getimte Insider-Trades basieren auf der richtigen Interpretation dieser zusätzlichen Information – der Einfluss auf den zukünftigen Unternehmenserfolg muss richtig gedeutet werden.

Vielleicht überschätzen die Topmanager die Auswirkungen eines M&A-Geschäfts? Vielleicht haben sie zu viel oder zu wenig Vertrauen in „geheime“ Zukunftsprojekte? Genau darin liegt die eigentliche Gefahr für Privatanleger: Auch Topmanagern darf nicht blind vertraut werden. Sie machen oft dieselben Fehler und zeigen dieselben Verhaltensmuster wie jeder andere Anleger auch. Sie werden euphorisch nach einer Hausse, oder verkaufen panisch nach einer Abwärtsbewegung. Sie sind vielleicht sogar nicht besonders gut darin, die eigene Firmenentwicklung zu prognostizieren. Wäre dem nicht so, würde wohl kaum ein Unternehmen rote Zahlen schreiben oder in der Insolvenz landen.

Fazit

Dass sich Topmanager von Teilen ihrer Aktienpakete trennen, sollte Sie nicht weiter verunsichern. Die Gründe für diese Trades sind vielfältig, stellen keinesfalls eine zuverlässige Prognose für die zukünftige Wertentwicklung dar und haben ohnehin eine zeitlich begrenzte Aussagekraft.

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