Wen rettet die EZB eigentlich?

Kommen die Hilfsprogramme tatsächlich nur den großen Banken zur Hilfe?

Die europäische Zentralbank EZB sorgte heute erneut für einen Paukenschlag an den Märkten. Die EZB flutet den Markt regelrecht mit frischem Geld. Die Banken nutzen diese Hilfen in einem größer als erwarteten Umfang auch aus. 523 europäische Banken haben sich bei der EZB mit 489 Milliarden Euro eingedeckt. Die Banken nutzen dabei eine erstmals aufgelegte Kreditlinie der Zentralbank mit drei Jahren Laufzeit, um sich zu refinanzieren. Bislang mussten diese Kredite nach 13 Monaten zurückgezahlt werden. Für die Kredite wird nur ein Zins in Höhe des jeweiligen Leitzinses fällig. Dieser beträgt derzeit 1,0 Prozent. Was soll diese Aktion bewirken?

Banken nutzen das Angebot stärker als erwartet

Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt dazu, dass die Nachfrage nach diesem Kreditangebot der EZB deutlich höher war, als Experten aus Finanzkreisen erwartet hatten. Diese gingen im Schnitt nur von einer Nachfrage in Höhe von 310 Milliarden Euro aus. Mit 489 Milliarden Euro wurde diese Summe deutlich überschritten. Auf die Banken rollt im kommenden Jahr eine Refinanzierungswelle zu, da 725 Milliarden Euro an Schulden auslaufen und zurückgezahlt oder verlängert werden müssen. Die EZB befürchtet, dass die Banken vor diesem Hintergrund ihre Darlehensvergabe an Firmen einschränken und damit eine wirtschaftlich fatale Kreditklemme in der Euro-Zone auslösen könnten. Dieser langlaufende Kredit soll den Banken Planungssicherheit bieten und bei der Abwendung dieser Gefahr helfen.

Italien im Fokus

Die Finanzinstitute Italiens haben sich bereits seit einigen Monaten auf die günstige Refinanzierung über die EZB fokussieren müssen, da sie wegen der sich ständig ausweitenden Vertrauens- und Schuldenkrise am Interbankenmarkt kaum noch an frisches Geld kommen. Günstige Zinssätze sind für Italien dabei „am freien Markt“ ohnehin nicht mehr zu erzielen. Zuletzt hatte der italienische Branchenprimus Unicredit einen weiteren Nackenschlag hinnehmen müssen: Die Rating-Agentur Fitch verpasste dem Geldinstitut eine schlechtere Bonitätsnote. Die jetzige Finanzspritze entspannt damit vor allem auch die Situation italienischer Banken. In Spanien sieht die Situation ähnlich aus. Auch die dortigen Banken freuen sich über diese Hilfsmaßnahmen.

Diese Art von Hilfe ist nicht neu

Erinnern Sie sich an 2008 zurück? Auch damals, nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers, hatte die EZB bereits mit drei Jahrestendern eine eskalierende Krise des Bankensystems verhindert. Beim allerersten dieser Tender hatten sich damals sogar rund 1000 Institute die gigantische Summe von fast einer halben Billion Euro bei der Notenbank gesichert.

EZB schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe

Ganz uneigennützig ist diese riesige Liquiditätsspritze natürlich nicht. Durch die Schwierigkeiten vieler Staaten bei der Refinanzierung ihrer Staatsverschuldungen – allen voran die PIIGS-Staaten - musste die EZB bereits große Mengen von derzeit über 200 Milliarden Euro an Staatsanleihen selbst aufkaufen, um die jeweiligen Anleihenmärkte zu stabilisieren und die dortigen Renditen zu drücken. Die EZB weiß dabei natürlich, dass sie nicht weiter in diesem Umfang Staatsanleihen aufkaufen kann. Der Markt muss wieder selbständig funktionieren.

Fazit

Die jetzige Finanzspritze für die Banken soll offensichtlich auch dazu dienen, die Banken zum Aufkauf von Staatsanleihen zu animieren. Sich Geld zu 1 % aufzunehmen, um es dann zu 5 % bis 7 % in beispielsweise spanische oder italienische Anleihen zu investieren ist die Idee hinter diesem erwünschten Mechanismus. Die Risiken werden auf mehrere Schultern verteilt. Ob die Banken dieser Idee der EZB tatsächlich folgen werden, darf bezweifelt werden. Viel mehr werden die Banken diese Kreditlinien dazu nutzen, um ihre eigene Bilanzstruktur zu verbessern.

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