Was braut sich hier zusammen?

Die Ausgangslage wird immer explosiver.

Die Flucht in Staatsanleihen - vor allem in die deutschen Schuldtitel - geht unvermindert weiter. Das Zinsbarometer Bund-Future erreicht heute ein neues Kontrakthoch. Die Umlaufrendite notiert damit nahe an ihrem absoluten Rekordtief bei 2,74 %. Während Anleihen gewöhnlich als Anti-Aktien angesehen werden, steigen beide Kategorien seit Sommer 2009 parallel an. Es hat sich eine große Schere gebildet. Welche Gefahren drohen?

Die Schere öffnet sich - wer liegt hier falsch?

In den letzten vier Jahren haben sich drei große Lücken zwischen dem deutschen Aktienindex und der Umlaufrendite gebildet. Unmittelbar vor der Lehman-Pleite, im Nachgang zur deutschen Staatsgarantie für Bankeinlagen und ganz aktuell seit einigen Monaten. Beachten Sie hierbei: Diese Scheren haben sich bisher immer wieder geschlossen! Es bleiben einige Möglichkeiten, wie dies geschehen könnte: a) Die Aktienmärkte brechen noch einmal deutlich ein. b) Die Zinsen steigen deutlich an. c) Eine Kombination aus beiden Entwicklungen. oder d) Ein weiterer Aktienkursanstieg gepaart mit schneller steigenden Zinssätzen.

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Bund-Future Stundenchart

Die technische Situation im Bund-Future ist brisant. In allen Zeiteinstellungen haben sich negative Divergenzen gebildet und die Situation ist zumeist deutlich überkauft. Schon ein geringer Anlass könnte jetzt ausreichen, um eine große Korrektur auszulösen. Die Stunden-, Tages- und Wochencharts verdeutlichen diese Konstellation.

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Bund-Future Tageschart

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Bund-Future Wochenchart

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Umlaufrendite vs. EONIA

Die expansive Notenbankpolitik besteht weiterhin. Tagesgelder werden weiterhin nur spärlich verzinst. Der EONIA liegt nahe der Null-Prozent-Marke. Die Schere - in der Banken profitabel arbeiten können - bleibt geöffnet. Dies wird auch auf absehbare Zeit so bleiben. Die Notenbanken kennen diesen Mechanismus sehr genau und ermöglichen den angeschlagenen Investmentbanken damit ein ideales Zinsumfeld zur Bereinigung ihrer teils katastrophalen Bilanzen.

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Fazit

Die Situation bleibt vordergründig paradox. Während die Staatsschulden weltweit in einem nie dagewesenen Ausmaß ansteigen, werden die neu aufgenommenen Schulden weiter von den Märkten zu rekordtiefen Renditen "absorbiert". In vielen Gesprächen mit unseren Kunden und Interessenten hören wir diese Tendenzen heraus: Man fürchtet sich vor den ausufernden Staatsschulden und einer hohen Inflation als Folge. Gleichzeitig will man aber in den "sicheren Hafen" Staatsanleihen investieren. Damit kauft man ironischerweise natürlich genau diese neuen Schulden, vor denen man sich so fürchtet. Das ist in der Tat paradox! Die Schere zwischen den Aktien- und Zinsmärkten hat sich weit geöffnet. Das wird nicht mehr lange so bleiben. Bedenken Sie dabei stets: Heute noch - zu rekordhohen Kursen und rekordtiefen Zinsen - in Staatsanleihen zu investieren ist gefährlich. Der Preis für das damit eingegangene Risiko ist einfach viel zu gering. Je länger die Laufzeiten desto höher ist dieses - heute oftmals unterschätzte - Risiko. Die wichtigste Frage der kommenden Jahre wird sein, ob man weiterhin Banken und Staaten sein Geld zu Minizinsen leihen will oder ob eine verstärkte Investition in erstklassige, global aufgestellte und wachstumsstarke Unternehmen nicht die bessere Alternative darstellt.

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