Der Crash des Jahres!

Ein unbemerkter Sturzflug.

Die Korrektur der letzten Wochen hat die Anleger weltweit wieder verschreckt. Ein wichtiger - sehr bullisher Faktor - wird dabei übersehen. Viele Investmentbanken profitieren von einer deutlich ausgeweiteten Zinsmarge. Die Finanzkrise löst sich dabei regelrecht "von selbst" auf. Seit vielen Jahren gab es diese Konstellation nicht mehr.

Zinsen im freien Fall

Der EONIA stürzte dramatisch ab! Der EONIA (Euro Overnight Index Average) ist der offiziell berechnete Tagesgeldzinssatz für den Euro. Kurzum: Der EONIA ist der maßgebliche Zinssatz an dem sich Tagesgelder orientieren sollten. Die Finanzkrise wirkt an dieser Stelle jedoch immer noch nach. Viele Banken gewähren ihren Kunden Zinsaufschläge auf den EONIA. Kurios dabei: Unter institutionellen Kunden wie Fonds oder großen Investoren wird z.B. oft der Zinssatz „EONIA abzüglich 0,25 Prozentpunkte vereinbart.“ Seit der Staatsgarantie Anfang Oktober 2008 sind die kurzfristigen Zinssätze regelrecht kollabiert. Der EONIA lag Anfang Oktober 2008 noch bei 4,6% - am 06. Juli 2009 bei 0,33%. Ein Rückgang innerhalb einiger Monate von 93%. Das nenne ich mal einen echten Crash! Ein Zinssatz von 0,33% bedeutet dabei analog zum Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) an den Aktienmärkten einen Wert von 100 geteilt durch 0,33 = KGV 303!

diagram

Auf die Zinsmarge kommt es an

Im letzten Herbst hörten meine Mitarbeiter und ich in Gesprächen mit Kunden und Interessenten fast immer das gleiche Argument: „Warum soll ich denn jetzt investieren, wenn ich auf meinem Tages- bzw. Festgeld sichere 5% bekomme?“ Das Argument war zumindest damals noch teilweise nachvollziehbar. Die hohen Aufschläge, die Banken damals auf den EZB-Leitzins zahlten, waren lediglich ihrer prekären Liquiditätssituation geschuldet. Banken zahlten Ihnen diese „Subprime-Zinsen“ nur deshalb, da sie ansonsten keine ausreichend neue Mittel rekrutieren konnten. Diese vereinbarten Konditionen laufen jetzt sukzessive aus. Bei einer Neuanlage werden die Konditionen deutlich schlechter sein. Der EONIA liegt bei 0,33%. Viel höher bekommen Sie Ihre Tages- und Festgelder für größere Beträge kaum noch verzinst. Der Anlagenotstand wird sich dabei verschärfen. Vermeintliche Schnäppchen sollten Sie dabei immer kritisch hinterfragen. Deutliche Aufschläge auf den EONIA beinhalten immer zusätzliche Risiken. „Subprime“ ging schon einmal gründlich schief! Banken profitieren von der Umkehr der inversen Zinsstrukturkurve. Das typische Geschäftsmodell "kurzes Geld ausleihen und mittel- bis langfristig weiterverleihen" ist jetzt wieder hoch profitabel. So profitabel wie seit vielen Jahren nicht mehr! Man kann von diesem Umstand halten was man will - Fakt ist: Das ist extrem bullish! Die Finanzkrise löst sich dabei zusehends auf, da die Banken langsam und stetig ihre Ertragssituation wieder verbessern können. Ich höre Sie bereits sagen: "So einfach ist das nicht." Doch! Die inverse Zinsstruktur hat die Finanzkrise zu einem großen Teil mit verursacht. In den letzten Jahren mussten die Banken ihre geringen Margen massiv hebeln oder sie haben in Anlagen schlechterer Bonität (mit höheren nominalen Zinssätzen) investiert, um ihre Ertragsziele zu erreichen. Das ist nun komplett anders. Die Zinsspannen haben sich - selbst bei Anleihen mit hoher Bonität - deutlich ausgeweitet. Banken können damit wieder recht stressfrei gutes Geld verdienen. Ein großer Schritt zur Auflösung der Finanzkrise ist damit getan!

diagram

Fazit

Das Kerngeschäft vieler Banken - die Zinsmarge - ist wieder profitabel geworden. Während viele Privatanleger auf hohen Tages- und Festgeldkonten sitzen, deren Renditen tendenziell gegen die Null-Prozent-Marke fallen werden, können die Banken ihre Zinsmargen massiv ausweiten. Dies wird zur Gesundung des Finanzsektors - zu Lasten der Anleger - erheblich beitragen. Über kurz oder lang wird diese immense Liquidität sich andere Parkplätze und auch wieder Investitionsmöglichkeiten suchen. Den globalen Aktienmärkten wird dies gut bekommen. Stellen Sie sich darauf ein!

Zurück