Warten auf die Panik?

Wann sehen wir den Ausverkauf?

In den letzten Tagen sind verstärkt Kommentare zu den Aktienmärkten zu lesen und hören, dass vor einer Stabilisierung erst noch einmal ein echter Ausverkauf, eine echte Panik abgewartet werden solle. Ok. Da frage ich mich aber: Wo waren denn diese Kommentatoren in den letzten Monaten?

Die größte Panik der letzten Jahrzehnte wird übersehen

Man findet heute die kuriosesten Argumente dafür, jetzt nicht in Aktien zu investieren. Der Marktkonsens und die allgemeine Stimmung sind vergleichbar mit dem Tief nach dem Platzen der Internetblase im Frühjahr 2003. Damals im April gab ich zusammen mit Ken Fisher ein Interview für ein Anlegermagazin. Die dortigen Redakteure haben uns für unsere Prognose "2003 wird eines der besten Börsenjahre der Geschichte" angesehen, als ob wir nicht ganz dicht wären. Reihenweise Sondersendungen zum Börsencrash und Weltuntergangsszenarien ob des gerade beginnenden Irak-Krieges machten damals die Runde. Viele wollten auf die "ultimative Panik" zum Einstieg warten. Das ist heute nicht anders, eher sogar noch krasser als damals. Sie erinnern sich an den Herbst 2008 und die Geschehnisse rund um den Finanzsektor. Nach der Pleite von Lehman Brothers brachen alle Dämme. Die Bundesregierung gab eine Staatsgarantie für deutsche Bankeinlagen ab, um einen wohl unmittelbar bevorstehenden Run auf Banken zu verhindern. Die Spreads für risikobehaftete Wertpapiere verzeichneten nie dagewesene Rekordwerte. Alles wurde verkauft. Selbst als defensiv geltende Immobilienfonds mussten ihre Rücknahme von Anteilen - teilweise dauert das bis heute an - aussetzen. Der Panikindikator VDAX (siehe Grafik) erreichte ebenfalls neue Rekordhochs. Die größte Panik der modernen Geschichte. Und jetzt? Aus dem Tierreich ist es bekannt, dass man in Zeiten der Gefahr in eine regelrechte Schockstarre verfällt, oder eben die Flucht ergreift. In den letzten Monaten ist genau das geschehen. Worauf will man also noch warten? Natürlich kann es sein, dass die globalen Aktienmärkte noch einmal neue Tiefs erreichen werden, die anschließende Aufwärtsbewegung zu verpassen, ist aber in diesem Umfeld das größere relative Risiko. In welcher Panik, nach welchem Crash oder in welcher Rezession war es unklug, seinen Aktienanteil massiv auszubauen? In keiner! Wir haben gerade die größte Panik seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt. Selbst nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurden diese Werte nicht verzeichnet.

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Fazit

Auf eine echte Panik für den Einstieg in die globalen Aktienmärkte warten zu wollen, kann in 2009 böse ins Auge gehen. Die Stimmungsindikatoren und viele weitere Faktoren haben längst historische Extremwerte erreicht und auch übertroffen. Alle typischen Muster für das Ende eines Bärenmarktes können "abgehakt" werden. Wenn Finanzgenies wie Warren Buffett ihr komplettes Privatvermögen jetzt in den Aktienmarkt investiert haben, dann sollte man sehr gute Argumente besitzen, um sich gegen Warren Buffetts Meinung zu stellen. Oft ist das einzige Argument, das ich in diesen Tagen höre: "Ich habe Angst!" Und Angst war noch nie ein guter Ratgeber an der Börse.

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