Zu viel Optimismus?

Gibt es wirklich auf einmal keine Pessimisten mehr?

In dieser Woche sorgte eine Umfrage unter Investmentbanken für Schlagzeilen. Es wurde gefragt, bei welchem Punktestand der deutsche Aktienindex DAX das Jahr abschließen werde. Fast alle Institute gingen von einem mehr oder weniger deutlichen Anstieg bis zum Jahresende aus. Wie ist das zu bewerten? Ist das problematisch für den DAX oder nicht?

DAX-Prognosen der Investmentbanken vom Dezember 2007

Sie erinnern sich sicher an den Jahresanfang. Die meisten Investmentbanken gingen - ausgehend von 8.067 Punkten zum Jahresende - von einem moderaten Anstieg bis auf im Schnitt 8.524 Punkte aus. Dieses erwartete Plus von 5,7% lag deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt. Echter Optimismus war das schon damals nicht.
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DAX-Prognosen der Investmentbanken vom Juli 2008

Und heute? In dieser Woche veröffentlichte das Handelsblatt seine neue Umfrage. Wir haben uns das einmal genauer angesehen. Ausnahmslos alle Banken haben ihre Prognosen der negativen Kursentwicklung des ersten Halbjahres angepasst und deutlich nach unten korrigiert. Für das Jahresende wird nun nur noch ein Anstieg bis auf durchschnittlich 7.394 Punkte erwartet. In den Medien wird dieser Umstand als übergroßer und wohl auch unrealistischer Optimismus kommentiert. Ich würde das eher so bezeichnen: Die Investmentbanken haben ihre Prognosen um satte 1.130 Punkte nach unten "angepasst". Die Prognosen wurden damit um 13,3% nach unten revidiert. Das soll also zu viel Optimismus sein?
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Vergleich der DAX-Prognosen Dezember 2007 und Juli 2008

Dieses Muster erinnert uns stark an das Jahr 2004 - übrigens ebenfalls ein US-Wahljahr. Auch damals waren die Prognosen zum Jahresanfang nur verhalten optimistisch. Der DAX verlor bis Anfang August unter Schwankungen fast 10%. Fast alle Banken revidierten zu diesem Zeitpunkt ihre Prognosen vom Jahresanfang deutlich nach unten. Was geschah anschließend? Der DAX stieg bis zum Jahresende um 17,6% an und die Investmentbanken freuten sich darüber, dass ihre ursprünglichen - im August aber revidierten Prognosen - zutreffend waren. Dieses Muster könnte sich in 2008 durchaus wiederholen.
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Fazit

Würden Sie das als Optimismus bezeichnen, wenn die Investmentbanken ihre Prognosen jetzt um 13% nach unten revidieren, weil der DAX um über 25% eingebrochen ist? Ich nicht. Vor allem halte ich die Schlussfolgerung für gewagt, dass die Aktienmärkte wegen dem angeblich zu hohen Optimismus nicht ansteigen sollten. Das Jahr 2004 mahnt uns zur Vorsicht, jetzt in allzu große Skepsis zu verfallen. Die Muster ähneln sich zu sehr. Auch damals begann die Rallye des zweiten Halbjahres genau in dem Moment, als die Banken ihre Prognosen revidierten.

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