Droht ein echter Hammer?

Die Gerüchte werden lauter. Ist da tatsächlich etwas dran?

Wird der Stichtag für die Abgeltungsteuer bereits vorgezogen? Ist so eine Vorgehensweise überhaupt realistisch? Wären Sie auf so eine Situation vorbereitet?

Bisherige Situation

Die geplante Abgeltungsteuer sieht in den bisherigen Entwürfen vor, dass alle Erträge ab dem 01. Januar 2009 pauschal mit 25% zuzüglich Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag besteuert werden sollen. Diese Besteuerung soll für alle Dividenden, Zinsen und realisierte Kursgewinne gelten. Die Spekulationsfrist, bei der bisher Kursgewinne nach einer Haltedauer von mindestens 12 Monaten steuerfrei bleiben, soll entfallen. Alle Papiere, die vor dem 01. Januar 2009 gekauft werden, sollen von dieser neuen Regelung ausgenommen sein.

Luxemburger Spezialfonds sorgen für Unruhe

Den Stein ins Rollen für die neuen Überlegungen und Gerüchte brachten die so genannten "Millionärsfonds" in Luxemburg. Vermögende deutsche Anleger könnten damit der Abgeltungsteuer ganz entgehen. Sie gründen einfach noch vor 2009 einen "Spezialfonds" in Luxemburg und können anschließend unbehelligt ihre Einzeltitel (innerhalb des Fonds) zeitlich unbegrenzt mit Gewinn verkaufen. Der deutsche Gesetzgeber scheint jedoch für diesen Fall bereits an einer Ausnahmeregel zu arbeiten. Es gibt zu diesem Thema bereits einen Vorschlag, diese Privatfonds von der umfassenden Bestandsgarantie auszunehmen. Aus unserer Sicht bestehen jedoch gegen diese isolierte Ausnahme für diese Luxemburger "Millionärsfonds" erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken. Auch sollte diese Ausnahmeregelung nicht auf die Akzeptanz der europäischen Behörden treffen und evtl. später wieder gekippt werden. Eine verfassungsrechtlich bedenkliche Ausnahme könnte jedoch durch eine "einfache" und ungleich härtere Lösung ersetzt werden: Man verlegt den Stichtag für die Abgeltungsteuer für alle Wertpapiere einfach pauschal nach vorne.

Warnende Stimmen sind deutlich zu vernehmen

In den letzten Tagen haben wir verstärkt Gerüchte aus mehreren Quellen - gewöhnlicherweise gut informierte Kreise - gehört, dass der Stichtag der geplanten Abgeltungsteuer evtl. deutlich (bisher ist der 01. Januar 2009 geplant) nach vorne verlegt werden soll! Im Gespräch sollen angeblich ein Termin Anfang November 2007 bzw. jetzt sogar ein Termin Ende Oktober 2007 sein, ab dem dann bereits grundsätzlich alle Erträge unter die neue Regelung fallen sollen. Dies würde für Anleger konkret bedeuten, dass bereits für Wertpapiere, die ab Ende der nächsten Woche oder Anfang November gekauft werden, alle Kursgewinne - gleich nach welcher Haltedauer - unter die pauschale Besteuerung von 25% fallen würden. Nachdem bereits bei den Zertifikaten eine Neuregelung völlig überraschend und quasi "über Nacht" im März 2007 entschieden wurde, halten wir besondere Vorsicht absolut für angebracht und nehmen diese Gerüchte sehr ernst, auch wenn wir natürlich darauf hinweisen müssen, dass es bisher keinerlei offizielle Bestätigung für diese Gerüchte gibt und die endgültige gesetzliche Neuregelung abgewartet werden muss. Wir empfehlen daher als Vorsichtsmaßnahme bereits sehr kurzfristig auf die geplante Neuregelung zu reagieren, um diesem evtl. Vorziehen der neuen Besteuerung zuvor zu kommen.

Die Folgen sollten bedacht werden

Um es klar zu sagen: Wir halten das Vorziehen der Abgeltungsteuer aus heutiger Sicht auch für recht unwahrscheinlich. Ein Vorziehen würde erheblichen administrativen Aufwand verursachen. Trotzdem wollen wir darauf hinweisen, dass eine solche Regelung durchaus möglich wäre. Die Hinweise und Gerüchte, die wir zu diesem Thema derzeit fast täglich bekommen, nehmen beständig zu. Vor allem sollten diese Gerüchte mehr sein, als lediglich ein "Marketing-Gag" der Fondsindustrie. Auch mir wurde in den letzten Tagen vorgeworfen, dass ich "unseriöse Panikmache" betreiben würde und mit diesen Aussagen lediglich unseren neuen, vermögensverwaltenden Investmentfonds "Grüner Fisher Global UI" bewerben wolle. Das ist natürlich schlicht Unfug, da auch wir und unsere Kunden von dieser Neuregelung negativ betroffen wären. Wenn mittlerweile einige europäische Investmentbanken ihre großen Kunden gezielt vor einer evtl. Vorziehung des Stichtages für die Abgeltungsteuer warnen und zu großer Vorsicht raten, dann sollten auch Sie über mögliche Konsequenzen nachdenken. Nicht mehr und nicht weniger.

Fazit

So richtig überraschen sollte einen deutschen Steuerpflichtigen im Hinblick auf kuriose Regelungen eigentlich nichts mehr. Würden sich jedoch diese Gerüchte hinsichtlich einem kurzfristigen Vorziehen des Stichtages für die geplante Abgeltungsteuer bewahrheiten, würde dies einen immensen Image- und Vertrauensverlust in die Verlässlichkeit der deutschen Gesetzgebung und damit natürlich auch für die deutschen Finanzmärkte anrichten. Sie sollten sich auf alle Fälle nicht überraschen lassen und bereits jetzt die ersten Vorkehrungen treffen. Denn es gilt grundsätzlich: Es schadet nie, gut vorbereitet zu sein!

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