Das Geheimnis wird gelüftet!

Geht das noch lange gut?

Erinnern Sie sich? Genau vor einem Jahr - am 27. April 2005 - markierte der DAX mit 4.157 Punkten sein Jahrestief. "Sell in may and go away" lautete die Devise der Wirtschaftspresse und war fast einhellige Meinung unter den Anlegern. Die Angst ging um. Und heute? Ein Jahr später: Der DAX ist innerhalb von 12 Monaten um 47,3% bis auf 6.122 Punkte angestiegen.

Das "Geheimnis" wird gelüftet - unsere DAX-Prognose für 2006

Mit Rücksicht auf unsere Kunden in der Vermögensverwaltung haben wir unsere Jahresprognose in diesem Jahr nur kostenpflichtig angeboten. Die "Investition" sollte sich gelohnt haben. Unser Mindestziel für den DAX von 6.100 Punkten haben wir bereits erreicht (siehe Grafik und Prognosepfeil). Noch vor wenigen Wochen habe ich zu unseren Kurszielen folgende eMail erhalten: "Herr Grüner, das wird der größte Fehlschlag der modernen Finanzgeschichte." Na ja, so schlecht war das Kursziel doch gar nicht. Die eher ängstliche und defensive Stimmung zum Jahresanfang hat sich bis heute grundlegend verändert. Die Anleger sind tief gespalten. Während die eine Hälfte immer noch sehr zurückhaltend agiert und eher defensive Anlagen wie Festgelder, Garantieprodukte und Anleihen bevorzugt, ist die wilde Meute der "ich-will-einfach-nichts-dazu-lernenden-Anleger" auf eine ansehnliche Größe angewachsen. Die Sorglosigkeit hat zu völlig überzogenen Renditeerwartungen geführt. Ich führe in diesen Tagen teils absurde Gespräche und fühle mich an Anfang 2000 erinnert. Ein typisches Beispiel: Ich zitiere aus einem Leserbrief an das Anlegermagazin "Börse Online" aus der letzten Ausgabe: "Sie schreiben, dass 16% seit Februar 2005 im Zertifikatedepot eine gute Performance sei. Es ist eher enttäuschend. Der DAX hat im gleichen Zeitraum mindestens 25% zugelegt, um mal eine Benchmark zu nennen. Wer mit seinem Depot nicht mindestens 40% bis 50% in diesem Zeitraum erwirtschaftet hat, ist eher als schwach einzustufen!" Was soll man dazu sagen. Ken Fisher hat für solche Fälle stets eines seiner Lieblingszitate parat: "The stronger they are, the wronger they are". Ich kann Sie an dieser Stelle nur mahnen: Bleiben Sie realistisch und fallen Sie nicht in das gleiche, unheilvolle Verhaltensmuster der letzten Jahre zurück. "Ein wenig Nachdenken schadet nichts" würde man dem Leserbriefverfasser gerne mit auf den Weg nehmen.

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Die Mauer der Angst ist erklommen

Die letzten 12 Monate sind ein einziger, recht steiler Aufwärtstrend. Der Index prallt in den letzten Wochen immer wieder an seiner Trendkanaloberkante nach unten ab. Die letzten Hochs waren negativ divergent. Der MACD hat die neuen Hochs nicht mehr bestätigt. Die Stimmung ist an dieser Stelle widersprüchlich. Vorsicht kann nicht schaden. Die gleichen Leute, die mich vor einem Jahr für meine sehr optimistische Sichtweise kritisiert haben, kritisieren mich heute wieder. Weil ich eher kurzfristig zur Vorsicht rate. Das gefällt mir nicht.

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Fazit

Es gibt fast täglich mehr "Schlaumeier", die angeblich alles schon vorher gewusst hatten. Diese Entwicklung halte ich für äußerst ungesund. Die meisten Anleger haben aus den Jahren 2000 bis 2002 erstaunlich wenig gelernt. Noch vor einem Jahr erschienen die von mir vorausgesagten Renditen von deutlich über 10% fast allen Investoren als utopisch. Erstaunlich schnell ist diese Stimmung umgeschlagen. Nach einem Anstieg von ca. 47% im DAX in den letzten 12 Monaten, haben es wieder einmal alle gewusst. Die aktuellen Renditeerwartungen vieler Investoren sind unrealistisch geworden. Die Gier geht um. Die Gefahren lauern genau in diesen Märkten, in denen die wenigsten Anleger diese vermuten. Passen Sie auf Ihre Gewinne auf und handeln Sie vernünftig! Lernen Sie! Oder aus meiner - zugegebenermaßen nicht ganz uneigennützigen - Sicht noch besser, suchen Sie sich einen guten und verantwortungsbewussten Vermögensverwalter und lehnen Sie sich entspannt zurück.

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