Schnell raus aus den USA?

Woher kommt diese Nervosität?

Es gibt so gut wie keine Analysten oder Kommentatoren, die den US-Indizes noch überhaupt etwas zutrauen. Betrachtet man sich die Medienberichte der letzten Monate, so fällt klar auf: Die USA sind absolut out. Die Risiken scheinen dort die Chancen klar zu überwiegen, wenn man der Mehrheit der Analysten glaubt. Ist dieser Pessimismus berechtigt?

Krasse Untergewichtung nicht ratsam

Fast alle großen Investmentbanken, Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter haben aktuell die USA deutlich untergewichtet. Auch wir bei Grüner Vermögensmanagement sind untergewichtet. Aber was bedeutet eine "Untergewichtung" überhaupt? Man sollte hierbei vor allem nicht übersehen, dass die US-Märkte ein weltweites Gewicht von ca. 50% besitzen. Praktisch bedeutet das: Die USA sind die Hälfte der Welt. Zum Vergleich: Deutschland hat aktuell einen Anteil an der weltweiten Börsenkapitalisierung von lediglich ca. 3%. Im Verhältnis zum MSCI-World-Index bedeutet also bereits ein Depotanteil deutscher Werte von ca. 20% eine Übergewichtung um mehr als das Sechsfache. Schauen Sie mal in Ihr Depot und rechnen Sie nach. In diesen Tagen - ein Mehrjahreshoch folgt beim DAX dem nächsten - mag Ihnen das sicher nicht riskant erscheinen. Erinnern Sie sich aber mal ein paar Jahre zurück! Was hat Ihr Depot zum Einstürzen gebracht? Fast alle meine Depotchecks zeigen das. Das typische Depot bestand fast nur aus deutschen Werten, dazu auch noch ein Übergewicht im Neuen Markt und Technologiewerten. Suchen Sie sich eine vernünftige, marktbreite und globale Benchmark aus. Vergessen Sie den DAX als Maßstab! Schauen Sie nicht nur auf eine kurzfristige Outperformance, behalten Sie die strategischen Risiken im Blick. Denken, handeln und investieren Sie global. Einen der größten Anlegerfehler, den wir derzeit weit verbreitet beobachten, haben Sie dann bereits vermieden.

Technische Situation eher positiv

Technische Analyse nutzen wir bei Grüner Vermögensmanagement hauptsächlich zum Veranschaulichen bestimmter Faktoren und vor allem zur Visualisierung der aktuellen Situation. Ein Blick auf die Charts des marktbreiten US-Leitindex S&P 500 lässt kaum negative Faktoren erkennen. Die Aufwärtstrends sind beständig. Eine Korrektur ist in den kürzeren Zeiteinstellungen bereits erfolgt. Im Monatschart erkennen Sie den Bruch des primären Downtrends und das Überwinden des 61,8%-Retracements. Die technische Maximalkorrektur ist damit bereits klar überschritten. Streng nach Definition bedeutet dies einen neuen Aufwärtsimpuls und damit einen neuen Bullenmarkt. Ich höre Sie bereits sagen: "Aber nein, diesmal nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen, die Probleme in den USA sind doch offensichtlich". Ok. Warten wir einfach mal ab.

S&P 500 - Stundenchart

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S&P 500 - Tageschart

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S&P 500 - Monatschart

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Fazit

Man kann sich sicher darüber streiten, wie hoch der US-Anteil in einem strategisch ausgerichteten Depot sein soll. Auch wir haben derzeit die USA untergewichtet. Die USA komplett aus einem sinnvoll diversifizierten Depot zu verbannen, erhöht mittel- und langfristig jedoch die Risiken, auch wenn dies derzeit kaum jemand schreibt. Keine Investments in den USA zu unterhalten, bedeutet die mit großem Abstand größte Währung der Welt zu meiden. Schlimmer noch: Man verzichtet auf die - nach Marktkapitalisierung - Hälfte der Welt. Auf Sicht der nächsten Monate und Jahre halte ich das nicht für klug. Und aus Sicht eines antizyklischen Investors: Kennen Sie eine Währung oder eine Region, der aktuell weniger zugetraut wird als dem US-Dollar oder den USA? Ich nicht...

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