Erstaunliche Summen!

Die Angst bleibt hoch - hohe Zuflüsse sind die Folge.

An den Finanzmärkten ist seit Jahrzehnten der gleiche Zusammenhang gültig. In die jeweils unattraktivsten Anlageklassen fließen die größten Summen und umgekehrt. Fast immer wird den Banken die Schuld an dieser Misere zugeschrieben. Stimmt das denn tatsächlich?

Das Huhn oder das Ei?

Anleger lieben es, Trends nachzulaufen und ihren Emotionen nachzugeben. In Euphorie werden riskante Investments getätigt, in großer Angst und Skepsis eher defensive Anlagen bevorzugt. Die Antwort auf die Frage, wer denn diesen gefährlichen Herdentrieb unter den Anlegern auslöst, ist ähnlich schwierig zu ermitteln, als zu hinterfragen, ob denn zuerst das Huhn oder das Ei das Licht der Welt erblickte. Denken wir einmal in Ruhe nach und überlegen, wie sich dies in der Praxis verhält: Ein Anleger überlegt sich zu Anfang eines Jahres, wie er denn seine Vermögensaufteilung an die aktuellen Finanzmärkte anpasst. Der erste Ansprechpartner für den typischen deutschen Anleger - über Sinn und Unsinn kann man gerne geteilter Meinung sein - ist immer noch sein Bankberater um die Ecke. Dieser Anlageberater muss Ihnen natürlich vor allem das verkaufen, was die Marketing- und Anlagestrategen der Zentrale ausgetüftelt haben. Die bevorzugten Produkte des Vertriebes setzen sich in ihrer Entstehung aus zwei Komponenten zusammen. Zum einen wird das verkauft, was sich eben in der aktuellen Stimmung gut verkaufen lässt und zum anderen das, was die Strategen als optimale Depotzusammensetzung ansehen. Sinnvoll ist das nur in seltenen Fällen. Ich habe Ihnen hierzu ein schönes Beispiel mitgebracht...

Marketingstrategen sind vergesslich

Sie erinnern sich sicher an die schöne Werbekampagne des DIT mit Günter Netzer als Frontmann. Anfang letzten Jahres wurde der dit-Euro Bond Total Return massiv beworben. Ein Rentenfonds. Verkaufsargument war vor allem der Punkt "Sicherheit" und die gute Rendite der jüngsten Vergangenheit. Die Anleger wurden natürlich nur selten darauf hingewiesen, dass die Rendite der letzten Jahre von 7,7% p.a. - in Zeiten von mittlerweile zehnjährigen Renditen unter 3,5% - mathematisch äußerst unwahrscheinlich und deutlich geringere, zukünftige Erträge wahrscheinlich sind. Die Summen sind beeindruckend. Trotz dieser unattraktiven Aussichten von Rentenfonds an dem derzeitigen historischen Zinstief wurden insgesamt über 11,4 Mrd. Euro eingesammelt. Aktienfonds beim DIT hatten in 2005 sogar Abflüsse (!) von netto 265 Millionen Euro zu verzeichnen. Anleger haben also im Jahresverlauf massiv in Rentenfonds investiert und Geld aus Aktienfonds abgezogen. Viele Investoren haben ihren Ängsten nachgegeben und die empfohlenen und umfangreich beworbenen Rentenfonds gekauft, Aktienfonds eher abgebaut. Das Resultat dieser Entwicklung? Gut drei Jahre nach seiner Auflegung ist der dit-Euro Bond Total Return mit 7,3 Milliarden Euro Fondsvermögen der volumenstärkste BVI-Wertpapier-Publikumsfonds in Deutschland. Und hat in den letzten 12 Monaten (Stand 31.01.2006) lediglich 2,05% Rendite erwirtschaftet. Und das bei einem Total Expense Ratio (Gesamtkosten ohne Transaktionskosten, die dem Fondsvermögen im letzten Geschäftsjahr belastet wurden) von 1,31%. Staunen wir nun gemeinsam über die aktuelle Werbekampagne: "Kompliment ans Team" heißt es in den neuen Anzeigen, 17,7% Rendite mit dem dit-Wachstum-Euroland-Aktienfonds. Kein Wort zur mageren Ausbeute der im Vorjahr beworbenen Rentenfonds. Das derzeitige Fondsvolumen des Aktienfonds beträgt trotz der Kursgewinne im Vorjahr nicht einmal 740 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Rentenfonds ist aktuell ca. 7.700 Millionen Euro schwer. Mehr als das 10-fache! Marketingstrategen sind vergesslich - Anleger leider auch!

Fazit

Marketingstrategen sind äußerst flexibel. Hat der vor einem Jahr heftig beworbene Fonds keine ordentliche Rendite erwirtschaftet, wird eben ein anderer Fonds im Rückblick präsentiert. Dass dieser Fonds nur einen Bruchteil der Mittelzuflüsse hatte und ein wesentlich kleineres Volumen hat, scheint dabei "vergessen" zu werden. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind - wie so oft - die Anleger. Angst ist eben kein guter Ratgeber, auch wenn dies Ihnen manchmal so erscheinen mag. Sich kurzfristig besser zu fühlen, wird meist langfristig - in Form von Renditenachteilen - teuer erkauft. Die Statistiken der letzten Jahrzehnte sprechen eine klare Sprache. In Aktienfonds fließen fast immer an markanten Hochpunkten die meisten Gelder und werden nahe an wichtigen Tiefpunkten tendenziell wieder abgezogen. So richtig vernünftig ist das nicht.

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