Das kann ich mir nicht vorstellen!

Diesen Satz habe ich oft gehört...

Als ich im Januar und Februar diesen Jahres unsere Prognose für die Finanzmärkte in 2005 vorstellte, fiel in den anschließenden Fragerunden und auch schon während meinen Ausführungen sehr oft der Satz: "Das kann ich mir nicht vorstellen". Im Jahresverlauf hat sich dieser Satz als ziemlich teuer erwiesen...

Eine seltsame Kombination

Sie haben sicher unsere Jahresprognose für 2005 gelesen und sich gewundert über unsere Aussagen: Ich sagte ein sehr gutes Aktienjahr voraus. Die US-Notenbank sollte die kurzfristigen Zinsen deutlich anheben und trotzdem sollten die langfristigen Zinssätze tief bleiben. Die Zinsstrukturkurve sollte sich deutlich abflachen. Der von fast allen großen Investmentbanken und Analysten gesehen Zinsanstieg, sollte ausbleiben. Den US-Dollar sahen wir für 2005 deutlich stärker zum Euro werden. Mit diesen Aussagen lagen wir in allen Punkten gegen den Marktkonsens. Trotzdem sind unsere Vorhersagen so eingetreten.

Noch im April waren die warnenden Stimmen in der Mehrheit

Im April nahm ich im Rahmen der Anlegermesse Invest an einer Podiumsdiskussion des Magazins "Börse Online" teil. Viele Zuhörer sprachen mich anschließend an und hielten meinen Optimismus und meine getroffenen Aussagen für zu spektakulär und daher unwahrscheinlich. Sie können sich die Videos von der Invest hier ansehen:

Mein kleines Rätsel und was daraus geworden ist...

"Das kann ich mir nicht vorstellen" wird wohl zum Börsen-un-Wort des Jahres 2005. Trotz einer recht eindeutigen technischen Konstellation, die von vielen weiteren fundamentalen Faktoren bestätigt wurde, haben sich die meisten Investoren lange Zeit des Jahres zurück gehalten. Emotionale Gründe und schlichte Angst vor Kursrückgängen waren dafür der entscheidende Faktor. Ich hatte Ihnen im Frühjahr dieses "Chart-Rätsel" mitgebracht. Erinnern Sie sich?

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Der vorherige Chart ist der deutsche Aktienindex auf den Kopf gestellt und die Farbe der Kerzen mit rot und weiß vertauscht, dazu ist der Chart gespiegelt. Nach dem Durchbruch nach unten, ist im Frühjahr ein Pullback an die Unterkante erfolgt. Der Weg "nach unten" war also eindeutig frei. Diese Meinung teilten auch viele Leser. Als ich das Rätsel jedoch auflöste, stellte sich diese Meinung gänzlich anders dar. "Ja wenn das der DAX ist, dann gilt das natürlich nicht," meinten viele Leser meiner Kolumnen. Und im Anschluss daran: "Der wird so weit nicht ansteigen können!"

Der DAX hat sich planmäßig verhalten

Und? Was ist daraus geworden? Der DAX ist sogar noch weiter gestiegen, als selbst die größten Optimisten zum Jahresanfang prophezeit hatten. Bei 4.800 und 5.000 Punkten lagen die höchsten Prognosen der Investmentbanken. Der breite Konsens sah den Jahresendstand beim DAX im Bereich zwischen 4.500 und 4.700 Punkten. Das Kursziel aus meinem "Chart-Rätsel" bei ca. 5.470 Punkten wurde heute - am vorletzten Handelstag des Jahres - erreicht.

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Fazit

Die Überraschungen sind es jeweils, die meinen Beruf so spannend und herausfordernd machen. Auch im nächsten Jahr wird es sicher wieder viele Entwicklungen geben, die zum heutigen Zeitpunkt - von der Mehrheit der Marktteilnehmer - so nicht gesehen werden. In den nächsten Wochen werde ich diese Entwicklungen für Sie herausarbeiten.

Unsere Prognose für 2006 kann ab dem Wochenende vorbestellt werden.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie von Herzen ein glückliches, friedliches, gesundes und erfolgreiches Neues Jahr 2006. Es grüßt Sie herzlich, Ihr Thomas Grüner

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