DAX nach den Wahlen - hohe Unsicherheit!

Das Wahlergebnis lässt viele Fragen offen.

Die Bundestagswahl ist entschieden und wurde zum Desaster für die Meinungsforscher. Während die aktuellen Umfragen noch vor wenigen Stunden die CDU/CSU bei deutlich über 40% sahen, hat Angela Merkels CDU/CSU die SPD offenbar nur denkbar knapp als stärkste Fraktion abgelöst. Eine Schwarz-Gelbe Koalition ist nicht möglich und es wird wohl auf eine Große Koalition hinaus laufen. Auch eine Schwarz-Gelbe Koalition unter Mitwirkung der Grünen ist denkbar. Wie wird der DAX auf dieses Ergebnis reagieren?

Angela Merkel geschwächt

Die Kanzlerkandidatin der CDU/CSU geht klar geschwächt aus der Auseinandersetzung hervor und wird in den nächsten Tagen sicher in ihrer eigenen Partei unter Druck geraten. Gerhard Schröder hat mit der SPD ebenfalls ein schwaches - wenn auch besser als erwartetes - Ergebnis erzielt. Im Falle einer Großen Koalition unter Führung der CDU/CSU wäre wohl seine politische Karriere beendet, da er bereits mehrfach erklärt hat, als "Juniorpartner" nicht zur Verfügung zu stehen. Das Rätselraten um die neue Regierung - und seit heute Abend vor allem auch um die handelnden Personen - hat begonnen. Mehrere Konstellationen sind möglich. Das amtliche Endergebnis muss abgewartet werden, evtl. sogar die Ergebnisse der "Nachwahl" in Dresden.

Erstaunliches Verhalten des Kanzlers

Gerhard Schröder erhebt weiter einen Anspruch auf eine erneute Kanzlerschaft. Dieser scheint zur jetzigen Zeit jedoch rechnerisch eher unwahrscheinlich, wenn auch die endgültige Sitzverteilung noch nicht fest steht. Man konnte sich während seiner Statements in der anschließenden "Elefantenrunde" dem Eindruck nicht erwehren, dass hier beim Warten auf die Wahlergebnisse das eine oder andere Gläschen zu viel getrunken wurde. Die Moderatoren und Spitzenkandidaten der anderen Parteien schienen ob der "seltsamen" Äußerungen des angriffslustigen Kanzlers sichtlich irritiert zu sein.

DAX wird erst einmal nachgeben

Die Börse wird mit großer Unsicherheit und Hektik auf dieses unklare Ergebnis reagieren. Die von vielen Investoren erhoffte, deutliche Entscheidung ist ausgeblieben. Lediglich im Falle eines Rot-Rot-Grünen Bündnisses oder einer von der Linkspartei tolerierten Rot-Grünen Minderheitsregierung sollte der DAX nachhaltig schwächer reagieren. Diese beiden Konstellationen sind jedoch sehr unwahrscheinlich. Der Konsens und die Gemeinsamkeiten zwischen den großen Volksparteien sind trotz allem Wahlkampfgetöse recht hoch. Niemand bestreitet die Notwendigkeit von weiter gehenden Reformen.

Bundestagswahlen 2002

DAX und S&P 500 befanden sich 2002 beide im Abwärtstrend. Der DAX hatte sich bereits im Vorfeld der Wahl schlechter entwickelt. Das Tief der weltweiten Indizes wurde bereits wenige Wochen nach den Wahlen erreicht. Die eigentliche Differenz in der Performance - im Vorfeld der Wahl - war mit dem bekannten Ergebnis der Bundestagswahl beendet.

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Bundestagswahlen 1998

Auch in 1998 hat der DAX das Ergebnis der Wahl bereits vorweg genommen. Eine kurzfristig schwächere Entwicklung wurde anschließend wieder ausgeglichen. Erinnern Sie sich an die weitere Entwicklung unter der Rot-Grünen Regierung? Der DAX legte innerhalb von 18 Monaten von unter 4.000 auf 8.136 Punkte zu.

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Fazit

Die Börse mag keine Unsicherheit und bevorzugt klare Verhältnisse. Das Wahlergebnis lässt jedoch viele Fragen offen. Betrachtet man sich die letzten Bundestagswahlen, so wird der altbekannte Spruch deutlich: "Politische Börsen haben kurze Beine." Nach einer hektischen und auch deutlich schwächeren Phase - bis die neue Regierung feststeht - wird sich der DAX schnell wieder den internationalen Börsentrends anpassen. Der politische Einfluss wird grundsätzlich eher überschätzt.

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