Kennt der DAX den Wahlausgang?

Eine verblüffende Parallele ist festzustellen.

Die Börse ist oft der beste Indikator für bestimmte Dinge. Auf wundersame Art und Weise sehen der Aktien- und Rentenmarkt jeweils konjunkturelle Entwicklungen ca. sechs Monate im Voraus. Viele Anleger und auch Börsenkommentatoren tappen immer wieder in diese "Nachrichtenfalle". Es wird versucht, die aktuellen Kursentwicklungen mit den aktuellen Ereignissen in Einklang zu bringen. Das geht fast immer schief! Die "Zeitverschiebung" wird nicht beachtet. Ich habe Ihnen hierzu ein aktuelles Beispiel mitgebracht.

Ich habe in den letzten Tagen das Kursverhalten in deutschen Wahljahren untersucht und dabei eine interessante "Parallele" festgestellt. Der DAX hatte sich für viele Börsianer völlig unerklärlich, ab März 2002 mehr als halbiert. Man könnte böse formulieren: Der DAX hat die Wiederwahl von Gerhard Schröder vorausgesehen, antizipiert und sich folgerichtig halbiert.

Wahl 2002 - DAX mit Halbierung

Der deutsche Aktienindex DAX erreichte am 19. März 2002 sein Jahreshoch bei 5467,31 Punkten. Anschließend verlor er bis zum Wahltag ca. 46%. Am Montag nach der Bundestagswahl gab der DAX erneut um fast 5% nach. Das anschließende Tief wurde am 09. Oktober 2002 bei 2519 Punkten markiert. Bereits am 15. Oktober 2002 hatte der DAX - innerhalb von nur 17 Handelstagen - das Niveau vor der Bundestagswahl wieder erreicht und die 3000-Punkte-Marke wieder überschritten.

Wahl 2005 - DAX mit Anstieg

Die umgekehrte Situation erleben wir in diesem Jahr. Der DAX stieg seit Ende April deutlich an. Hat der DAX also bereits Ende April - noch vor der Ankündigung der Neuwahlen - den Regierungswechsel voraus geahnt? Es sieht fast so aus. Anders als in 2002, als die meisten Prognosen einen klaren Sieg und Regierungswechsel hin zu Schwarz-Gelb sahen, ist die Situation in 2005 noch recht offen. Eine Große Koalition oder Schwarz-Gelb ist in etwa gleich wahrscheinlich. Viele Wähler sind noch unentschlossen. Der DAX freut sich aber anscheinend bereits auf Angela Merkel. Wir dürfen gespannt sein, ob unser deutscher Leitindex auch Recht behält.

Fazit

Vielen Akteuren fällt es immer noch schwer, die Zeitverschiebung an den Finanzmärkten zu verinnerlichen. Das ist meist sehr gefährlich. Die Börse sieht fast alle Ereignisse auf "magische" Art und Weise voraus. Das sollten Sie stets beachten. In den nächsten Tagen werde ich weitere Besonderheiten im Hinblick auf die Bundestagswahl analysieren.

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