DAX auf 28.000 Punkte?

Werden die Märkte explodieren?

Ich höre Sie bereits jetzt fragen: "Ist der Grüner jetzt völlig durchgeknallt?" Nein. Ich kann Sie beruhigen. Wir haben in den letzten Wochen eine erstaunliche Situation erlebt. Der DAX ist innerhalb von lediglich drei Monaten um über 18% angestiegen. Die Rallye begann - wie eigentlich immer - genau in dem Moment, als fast niemand mehr daran geglaubt hat. Wie sieht das große Bild aus?

Sind Sie noch im "Bärenmarkt-Modus"?

In den letzten Tagen fragen mich unsere Kunden besorgt, ob wir denn die hohen Gewinne diesen Jahres, die wir in der Private Client Group erzielt haben, nicht mitnehmen sollen. "Der Markt kann doch nicht weiter steigen" ist die oft gebrauchte "Begründung". Dies sind vor allem emotionale - und damit sehr subjektive - Argumente. Fast alle Anleger stecken emotional noch immer im Bärenmarkt fest. Emotionale Entscheidungen und Begründungen sind immer hinderlich - ja sogar gefährlich. Was können Sie dagegen tun? Befolgen Sie eine Strategie, die Ihnen hilft, diese emotionalen Entscheidungen zu verhindern und nüchtern und sachlich zu urteilen. Sie verfolgen meine Beiträge sicher schon seit einiger Zeit und wissen, dass ich immer wieder angebliche Zusammenhänge kritisch hinterfrage. Es werden sehr häufig Behauptungen aufgestellt, die statistisch nicht zu belegen sind. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Ich habe Ihnen hierzu ein beeindruckendes Beispiel mitgebracht...

Das krasse Rechenbeispiel

Einer unserer besten Indikatoren ist es, die Bewertungen des Aktienmarktes mit denen des Anleihen- oder Rentenmarktes zu vergleichen. Die relative Bewertung kann hierbei sehr gut ermittelt werden. Der Vergleich mit den Höchstständen im März 2000 führt uns zu extremen Ergebnissen. Der Aktienmarkt hatte Anfang 2000 ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von ca. 34. 10-jährige Bundesanleihen rentierten mit 6,5%. Diese hatten also ein KGV von ca. 15,4 (100 geteilt durch 6,5). Trotz diesem ungünstigen Verhältnis kauften viele Anleger mehrheitlich Aktien. Wie sieht das heute aus? 10- jährige Anleihen notierten noch zu Jahresanfang mit 3,73% und heute nur noch mit 3,23%. Das KGV beträgt also aktuell über 30. Der DAX hat - je nach Gewinnschätzung - ein KGV von ca. 12. Trotz des bereits erzielten Gewinns im DAX, ist das KGV seit Jahresanfang nicht gestiegen, eher sogar gefallen, da die Gewinne der Unternehmen noch schneller angestiegen sind als die Kurse. Vergleichen wir nun die heutigen Bewertungen mit Anfang 2000. Wir stellen fest, dass der DAX aktuell im Verhältnis zum Rentenmarkt unterbewerteter ist, als er Anfang 2000 überbewertet war. Meine provokante Überschrift erklärt sich an dieser Stelle: Der DAX hatte Anfang 2000 ein 2,21-mal so hohes KGV als die 10-jährige Bundesanleihe und stand bei 8136 Punkten im Hoch. Hätte der DAX heute, erneut ein um den Faktor 2,21 höheres KGV als der Rentenmarkt, so wäre ein KGV von ca. 68,42 (30,96 x 2,21) für den DAX die Folge. Da das aktuelle KGV beim DAX lediglich 12 beträgt, würde dies theoretisch ein rechnerisches "Kursziel" von ca. 28.000 Punkten bedeuten!

Die Angst ist immer noch groß

Dieses Rechenbeispiel ist sicher grob vereinfacht. Sie erkennen aber die Aussage, die dahinter steckt. Anfang 2000 waren die Märkte - aus heutiger Sicht - sicher sehr teuer. Heute sind sie extrem günstig. Trotzdem sind die meisten Anleger - nach wie vor - sehr skeptisch und vorsichtig. Die "Mauer der Angst", die die Aktien- und vor allem die Bullenmärkte lieben, ist weiterhin sehr hoch. Es werden offensichtlich zwei Dinge eingepreist, die diese hohe Bewertungsdifferenz abbauen könnten: Wir erleben in den nächsten Jahren einen sehr heftigen Zinsanstieg (fallende KGV?s am Rentenmarkt) oder einen deutlichen Einbruch der Unternehmensgewinne (steigende KGV?s am Aktienmarkt). Ich halte beide dieser Entwicklungen, in dem Ausmaß, der nötig wäre um diese extreme Unterbewertung abzubauen, für unwahrscheinlich.

Das große Bild

Fast alle Menschen handeln immer nach den Szenarien, die sie sich subjektiv vorstellen können. Vergessen Sie das! Niemand hat sich im Frühjahr 1995 bei unter 1900 Punkten vorstellen können, dass sich der DAX in weniger als 5 Jahren mehr als vervierfacht und auf 8136 Punkte zulegen wird. Genau so, hat im März 2000 niemand einen DAX von 2188 Punkten in weniger als drei Jahren später gesehen bzw. danach gehandelt. Das Gegenteil ist eher der Fall: Anfang 2000 machten Prognosen von einem DAX bei 10.000 die Runde. Im März 2003 war eine ausgeprägte Weltwirtschaftskrise ein häufig zu lesendes Szenario.

Fazit

Die kurzfristigen Risiken sind sicher vorhanden und erheblich. Die Bundestagswahl stellt beispielsweise bereits die nächste Hürde dar. Behalten Sie aber das große Bild stets im Auge und lassen Sie sich nicht beirren. Die 5.000-Punkte-Marke ist lediglich eine emotionale Barriere. Es spricht vieles dafür, dass dieser Bereich nur ein Zwischenstopp auf dem Weg hin zu deutlich höheren Kurszielen sein wird. Der Markt wird in den nächsten Monaten jedoch viele Fallen für Sie aufstellen. Stellen Sie sich darauf ein!

Zurück