Ein unterschätzter Risikofaktor!

Die größten Gefahren sind immer dort zu finden, wo die meisten Marktteilnehmer diese nicht vermuten.

Im vergangenen Jahr war der hohe Ölpreis, der mit Kursen bei der Sorte Brent erstmals die Marke von 50 US-Dollar überschritt, das zentrale Börsenthema der Sommermonate. Kursprognosen zwischen 80 US-Dollar und 100 US-Dollar wurden herumgereicht. Es kam wie es kommen musste: Der Ölpreis brach heftig ein und die Aktienmärkte legten von August bis an das Jahresende dynamisch zu. Der Anstieg in diesem Jahr verläuft jedoch ganz anders. Während in 2004 keine Nachrichtensendung auskam, ohne die Gefahren des hohen Ölpreises an die Wand zu malen, so ist der Anstieg in diesem Jahr weitgehend "unbemerkt" verlaufen. Wie geht es weiter? Sind die hohen Ölpreise eine Gefahr für die Aktienmärkte in 2005?

Banken sind zu optimistisch

Sie wissen bereits, dass ich für meine Prognosen immer zu Anfang eines Jahres die Vorhersagen der Investmentbanken sammele und grafisch darstelle. In diesen Glockenkurven oder "bell curves" ist der Marktkonsens klar ersichtlich. Ich habe Ihnen die Ergebnisse dieses Jahres, die Sie auch in unserer Jahresprognose finden, grafisch dargestellt. Keine der befragten Investmentbanken hat das derzeitige Kursniveau für möglich gehalten, der Konsens ging sogar von einem recht deutlichen Preisrückgang aus. Nach etwas mehr als zwei Monaten hat der Ölpreis jedoch die gegenteilige Richtung eingeschlagen. Er hat seit Jahresanfang über 32% zugelegt. Die Gefahr liegt genau in dieser Situation begründet: Wenn ein Preisniveau einmal einen Bereich erreicht hat, in dem keine Prognosen mehr liegen, dann "tobt" sich ein Markt oft aus. Dieses Phänomen habe ich auch auf meinen Vorträgen in den letzten Wochen erläutert.

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Rohöl Brent Tageschart

Betrachten wir uns die nüchternen Zahlen: Seit seinem Tief am 08. Dezember 2004 bei 35,83 US-Dollar hat der Ölpreis bis gestern um 49% (!) zugelegt. Verglichen mit dem Jahresanfang bei 40,37 US-Dollar ist der Preis der Sorte Brent um über 32% bis zum vorläufigen neuen Rekordhoch am gestrigen 03. März 2005 nach oben geschossen. Das theoretische Kursziel aus der unteren SKS-Formation ist damit bereits fast erreicht. Einige Indikatoren haben das neue Hoch nicht bestätigt, eine negative Divergenz könnte sich ausbilden. Das aktuelle Sentiment ist jedoch noch nicht zu eindeutig auf weiter steigende Ölpreise festgelegt. Das sorgt für eine weiter "gefährliche" Situation.

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Rohöl Brent Monatschart

Die spannende Entwicklung der nächsten Monate und Jahre zeigt der Monatschart. Es spricht einiges dafür, dass der langjährige Handelsbereich zwischen 10 US-Dollar und 40 US-Dollar sich nach oben verlagern wird.

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Exxon - das teuerste Unternehmen der Welt

Der extreme Ölpreisanstieg der letzten Wochen hat auch an den Aktienmärkten seine Spuren hinterlassen. Während der Gesamtmarkt eher belastet wurde, so haben einige Einzeltitel aus dem Ölsektor kräftig zulegen können. Die Aktie von Exxon hat ein neues Allzeithoch bei über 64 US-Dollar erreicht. Exxon ist damit das teuerste Unternehmen der Welt geworden. Bei einem aktuellen Kurs von ca. 63 US-Dollar errechnet sich eine Marktkapitalisierung von über 407 Mrd. US-Dollar. Seit Jahresanfang hat Exxon um ca. 25% zulegen können. Die Marktkapitalisierung ist um 81 Mrd. US-Dollar gestiegen. Zum Vergleich dieser Größenordnung: Siemens hat - als wertvollstes deutsches Unternehmen - derzeit eine Marktkapitalisierung von lediglich ca. 54 Mrd. Euro (ca. 70 Mrd. US-Dollar).

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Fazit

Der hohe Ölpreis hat die Marktteilnehmer - wie auch im letzten Jahr - überrascht und mehrheitlich auf dem falschen Fuß erwischt. Kurse im Bereich neuer Allzeithochs wurden nicht vorhergesagt. Nach lediglich zwei Monaten hat der Ölpreis bereits um über 32% zulegen können. Das Medienecho ist derzeit noch verhalten, meiner Meinung nach zu verhalten. Der Ölpreis ist im Jahresverlauf aufmerksam zu beobachten und ein weiterer Anstieg ist einzukalkulieren. Die Aktienmärkte wird dies weniger belasten als allgemein gedacht. Hinweis gemäß § 34b Wertpapierhandelsgesetz (WpHG).

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