Langsam kehrt der Mut zurück

Die übergroße Angst der Investoren beginnt langsam, aber stetig zu entweichen.

Das Handelsblatt berichtete in dieser Woche über eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für den "Investors Confidence Index" der Fondsgesellschaft JP Morgan Fleming. Diese wurde in den ersten beiden Novemberwochen durchgeführt. Demnach will wieder knapp die Hälfte der privaten Investoren in den kommenden zwölf Monaten Geld anlegen. Im Sommer plante dies lediglich ein Drittel.

Zuversicht für den DAX steigt

In der Umfrage der GfK heißt es weiter, dass 40% der befragten Teilnehmer damit rechnen, dass der DAX in den nächsten sechs Monaten zulegt. Dies wird allgemein als Optimismus interpretiert. Doch die Kehrseite dieses Wertes bedeutet schlicht, dass 60% davon ausgehen, dass er nicht steigen bzw. sogar fallen wird.

Optimismus - aber Mutlosigkeit

Wie passt das zusammen? Ganz einfach. 40% der Investoren geben an, dass sie der Meinung sind, der DAX würde in den nächsten Monaten steigen. Doch nicht alle setzen diesen grundsätzlichen Optimismus in die Tat um und kaufen Aktien. Die negativen Erfahrungen des Bärenmarktes sitzen tief und viele Anleger sind regelrecht traumatisiert. Die bloße Erinnerung an Aktien sorgt für Unbehagen. Die Entscheidung, keine Aktien in die langfristige Vermögensplanung mehr einzubeziehen, ist viel mehr emotionaler Natur als eine rationale Überlegung.

Wenig positive Erfahrungen

Die sehr kurze Historie der breiten "deutschen Aktienkultur" muss bei der Bewertung dieser Umstände auch beachtet werden. Sehr viele deutsche Privatanleger haben bisher keine positive Erfahrungen mit Aktien machen können, da sie auf dem Hochpunkt der Hausse Ende 1999 bzw. Anfang 2000 erstmals Käufe getätigt haben. "Konservative Standardwerte" wurden damals eher weniger ins Depot aufgenommen. Die Depotchecks für Interessenten unserer Vermögensverwaltung - die wir ständig auswerten - zeigen eine massive Übergewichtung in Technologiewerten bzw. Technologiefonds. Viele dieser "Depotleichen" mit Verlusten über 90% befinden sich noch heute in den Depots und halten die Erinnerung an diese Zeit wach.

 

Ein Hinweis in eigener Sache

In den letzten Wochen habe ich aufgrund meiner Marktkommentare und Kolumnen etliche Anfragen interessierter Leser erhalten. Ich werde oftmals nach unserer Meinung zu diversen Aktien bzw. Produkten gefragt und bekomme mitgeteilt, dass immer mehr Leser unsere Kommentare in die eigene Anlagestrategie einbeziehen, daraus sogar "Empfehlungen" ableiten und in ihren Privatdepots nachbilden. Ich möchte hier zur Vorsicht mahnen, vereinzelte meiner Kommentare zu verwenden, da für Sie als Leser nicht erkennbar ist, wie ich diese Depotwerte gewichte oder wann wieder verkaufe. In der Vermögensverwaltung bevorzugen wir eine sehr breite Diversifikation der Depots und streuen Einzelwerte nur bei größeren Depots bei. Dadurch sind Einzelwerte jeweils nur mit einem sehr geringen Depotanteil gewichtet und die Risiken werden breit gestreut. Ich beantworte weiterhin gerne Ihre Anfragen zu allgemeinen Themen, doch haben Sie bitte dafür Verständnis, dass konkrete Handelsempfehlungen bzw. Anlageentscheidungen, die wir treffen, unseren Kunden vorbehalten sind.

Fazit

Der Optimismus unter den Anlegern ist noch recht zerbrechlich und viele Investoren haben ihre Zuversicht noch nicht in tatsächliche Wertpapierkäufe umgesetzt. Der eigentliche Dammbruch steht uns noch bevor.

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