Die Dämme werden brechen...

Es baut sich ein großer Druck auf, der von vielen Anlegern - noch - nicht wahrgenommen wird. Mit jedem positiven Tag an den Aktienmärkten nimmt dieser beständig zu. Warum?

Die Mehrheit der marktbreiten Aktienindizes ist in diesen Tagen auf neue Jahreshochs ausgebrochen bzw. einige Indizes stehen unmittelbar davor. Die Aktienmärkte sind an einem ganz entscheidenden Punkt angekommen. Ein Dammbruch steht bevor. Um dieses Phänomen zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen.

Banken reduzieren Prognosen

Am Mittwoch, 10.11.2004, titelte das "Handelsblatt": "Banken sehen Dax zum Jahresende bei 4200 Punkten". Diese durchschnittliche Erwartungshaltung bedeutet eine Rücknahme (!) der Prognosen. Zum Jahresanfang lag der Durchschnitt noch bei 4318 Punkten. 

Angst regiert weiterhin

Wie Sie bereits wissen, gingen wir per Saldo von einem sehr guten Aktienjahr 2004 aus. Aktien sollten die Renditen von Anleihen schlagen. Wir haben eine Übergewichtung im Aktienmarkt empfohlen. Viele Vermögensverwalter und Investmentbanken teilen unsere optimistische Sicht auch heute noch nicht, sind weiter sehr verhalten, sehr risikoaversiv und billigen den Aktienmärkten nur recht wenig Potential zu. Im Sinne eines Kontraindikators ist dies auch gut so.

Was bedeutet antizyklisches Investieren wirklich?

Viele Kunden und Interessenten meines Unternehmens fragen mich oft, wie denn das zusammen passt: "Sie sind doch ein Contrarian, investieren also eher gegen die vorherrschende Marktmeinung. Die Mehrheit der Analysten geht aber doch von einem steigenden Dax aus. Wo liegt also der konträre Standpunkt? Ganz einfach. Es gibt immer zwei Möglichkeiten ein Contrarian zu sein. Wenn die Mehrheit der Analysten - wie in diesem Jahr - von lediglich moderaten Gewinnen an den Aktienmärkten ausgeht, dann gibt es für mich zwei Möglichkeiten. Die Märkte können sich natürlich schlechter, aber auch besser entwickeln. Diese Frage kläre ich in einem zweiten Analyseschritt, nachdem ich den Marktkonsens als wahrscheinlichste Entwicklung ausgeschlossen habe. Die meisten der von mir beobachteten Punkte sind weiterhin recht eindeutig - und zwar bullish!

Woher kommt der Druckaufbau?

Viele positive Faktoren habe ich in diesem Jahr bereits beschrieben. Lassen Sie mich heute ein weiteres Argument hinzufügen: Der Performancedruck auf professionelle Anleger, Vermögensverwalter, Versicherungen und Investmentbanken nimmt deutlich zu. Woher kommt dieser Druck? Als Vermögensverwalter weiß ich aus historischen Untersuchungen, dass der Asset Allocation - also der Aufteilung der Depots in Aktien, Anleihen oder Cash - die überragende Bedeutung für die langfristige Wertentwicklung zukommt. Der Schwerpunkt unseres Research liegt daher in diesem Bereich. Jeder Anleger versucht natürlich in diesen Märkten zu investieren, in denen er die größten Renditeerwartungen sieht. In 2003 war dies rückblickend eindeutig der Aktienmarkt. Doch viele Anleger haben im Bereich der Tiefststände damals ihre Aktienquoten massiv reduziert und diese seither - wenn überhaupt - nur unwesentlich erhöht. Die "geparkten" Bargeldbestände in Form von Festgeldern und Geldmarktfonds haben in Deutschland ein neues Rekordniveau erreicht. Die Aktienmärkte werden mehrheitlich - weiterhin - gemieden. Wie lange können sich professionelle Anleger diese niedrige Aktienquote noch erlauben? Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus der bisherigen Jahres-Statistik: Die aus deutscher Sicht wichtigsten Indizes Euro-Stoxx-50, DAX 30, S&P 500 und Nasdaq 100 liegen aktuell mit rund 5% seit Jahresanfang im Plus. In den letzten Tagen haben damit die Aktienmärkte die Rentenmärkte "überholt". Investoren, die überwiegend in Anleihen investiert sind, haben bisher ca. 4% an Rendite erwirtschaftet und lagen damit lange Zeit "in Führung" vor Aktienanlegern. Größere Umschichtungen in den Depots der Anleger waren aus dieser Sicht bisher unnötig, da man ohne großes Risiko bisher annähernd die gleiche Rendite wie an den Aktienmärkten erzielen konnte.

2003 in böser Erinnerung

Aber, remember 2003 - können Sie sich an das vergangene Jahr erinnern? Viele der institutionellen Investoren, die im Frühjahr - nahe an den Tiefstständen - ihre Aktienquote drastisch reduziert hatten, haben eine sehr schwache Performance für ihre Kunden erzielt. Die Erinnerung daran, wird nun wiederkehren. Eine weitere Schieflage werden die wenigsten Investoren erneut hinnehmen. Der Druck ist daher immens. Viele wollen sich nicht am Ende des Jahres wieder Fragen gefallen lassen müssen, warum ihre Wertentwicklung erneut deutlich unter der Rendite des Aktienmarktes liegt. Um dies zu vermeiden, muss die Aktienquote mit jedem weiteren freundlichen Tag an den Aktienmärkten, kontinuierlich erhöht werden. Die Hausse wird die Hausse nähren!

Fazit

An diesem Wochenende werden sich viele institutionelle Anleger zwangsweise Gedanken über ihre Asset Allocation machen müssen. Mit einer durchschnittlichen Rendite von ca. 5% seit Jahresanfang haben die Aktienmärkte die Anleihenmärkte ein- und bereits überholt. Der Vorsprung der Aktienmärkte ist noch klein, doch der Performancedruck wird mit jedem weiteren Anstieg der Aktienmärkte zunehmen. Rechnen Sie damit!

Zurück