Wahlrallye mit Verspätung?

Der bisherige Jahresverlauf weicht seit Juli von dem eines durchschnittlichen Wahljahres in den USA deutlich ab. Wo liegen die Gründe?

Risikoaversion erstaunlich hoch

Die Risikoaversion der Anleger ist weltweit - trotz der in diesem Jahr bisher gesehenen sehr geringen Volatilität und den nur geringfügig im Minus liegenden Aktienindizes -erstaunlich hoch. Die Volatilität des S&P500 war bis im Juni extrem gering. Die monatlichen Veränderungen lagen jeweils zwischen -2% und + 2%. Letztmalig gab es sechs Monate in Folge mit so geringer Volatilität von Februar bis August 1964 (!). Das Gesamtjahr 1964 erbrachte einen absoluten Ertrag von 16,5%.

Angst sitzt tief

Fast alle an uns gerichteten Anfragen haben diverse Ängste oder Befürchtungen für die Zukunft zum Thema. Die negativen Erfahrungen der letzten Jahre sitzen bei den Anlegern weiterhin tief - viele sind regelrecht paralysiert - und trauen sich keine Entscheidungen zu treffen. Die Angst vor erneuten Fehleinschätzungen sitzt tief. Es werden zum Großteil liquide Anlagen in Festgeldern bzw. Termingeldern bevorzugt. Festverzinsliche Wertpapiere mit mittleren und langen Laufzeiten werden ebenfalls - aus Angst vor einem starken Zinsanstieg - gemieden. In den letzten Tagen fand die "Forbes Cruise for Investors" in London statt. Ausnahmslos alle Teilnehmer waren negativ für den weiteren Verlauf der Aktienmärkte eingestellt. In diesem Umfeld enden keine Bullenmärkte!

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S&P 500 mit "Verspätung"

Das Rennen um den Einzug ins Weiße Haus hat sich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Präsident Bush und seinem Herausforderer John Kerry entwickelt. Die Unsicherheit über den zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten belastet die Märkte. Amtsinhaber George W. Bush sieht sich vor allem einem weltweit außergewöhnlichen Trend gegenüber. Bei allen bisherigen, weltweiten Wahlen in 2004 haben die Amtsinhaber, gleich welcher Partei oder politischer Richtung kräftig verloren. In den letzten Umfragen liegt George W. Bush wieder leicht in Führung, die Unsicherheit wird uns jedoch wohl bis zur Entscheidung am 2. November begleiten. Der August konnte den negativen Trend des Juli, der statt eines durchschnittlichen Anstieges von 2,4% ein Minus von 3,43% für den S&P 500 ergab, nicht vollständig brechen. Trotz eines zwischenzeitlich deutlichen Rückganges von ca. 4% hat der S& 500 im August einen Zuwachs von mageren 0,23% erbracht. Die historische Durchschnittsperformance in Wahljahren seit 1900 betrug jedoch 3,48%. Der traditionell eher schwache September verunsichert die Investoren nun zusätzlich.

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Fazit

Wir können weiterhin zum jetzigen Zeitpunkt keine gravierenden Risikofaktoren ausmachen, die an den Märkten nicht hinlänglich bekannt, ausdiskutiert und somit eingepreist sind. ("The market is a discounter of all widely known information!") Die relative Bewertung der Aktienmärkte hat sich durch den jüngst gesehenen Zinsrückgang sogar weiter verbessert. Der Spread zwischen deutlich anziehenden Unternehmenserträgen und seit Jahresanfang sogar gefallenen Renditen hat sich weiter ausgeweitet. Wir gehen weiterhin bis zum Jahresende von signifikant anziehenden Aktienmärkten aus.

 

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